1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Die Zeit von 1815 bis 1857.
keu, die Jahrcsausgabe auf 141,374,5322/5 Franken; der Steuerdruck
mußte also in die Länge unerträglich werden, daher setzte Sardinien alles
auf die letzte Karte: eine neue Revolution in Italien, welche als Mor-
gengabe die Lombardei sammt den Pofürstenthümern einbringen sott. Die
Aussichten gestalteten sich aber anfänglich nicht besonders günstig; Kaiser
Franz Joseph wurde, als er im Januar und Februar 1857 sein italie-
nisches Königreich besuchte, von dem ganzen Volke freudig begrüßt, und
die vollkommene Begnadigung, welche er allen politischen Verbrechern
in wahrhaft kaiserlicher Großmuth ertheilte, sowie die gänzliche Aufhe-
bung aller Maßregeln des Kriegszustandes, war doch wohl der stärkste
Beweis, daß Oesterreich keinen revolutionären Ausbruch erwartete und
noch viel weniger einen fürchtete. Ebenso wenig waren die Kundgebun-
gen der Bevölkerung des Kirchenstaats, als Pius Ix. (Juni bis Sep-
tember) die Städte der Romagna besuchte, geeignet, die Hoffnungen der
Revolutionäre aufzufrischen.
Ein Gegenbild zu Sardinien bot in vieler Beziehung das König-
reich Neapel (Königreich beider Sicilien). König Ferdinand Ii. be-
zwang (1848) die Revolution in seiner Hauptstadt und unterdrückte den
Aufstand auf Sicilien, den England zu schüren fortfuhr; er beseitigte
die von ihm selbst verliehene konstitutionelle Verfassung, weil sie von der
revolutionären Partei als Waffe gegen das Königthum gebraucht wurde,
und regierte sein Land so selbstständig als Napoleon Iii. Frankreich.
Die Steuern waren in Neapel geringer als in Frankreich und England,
der Kredit des Staates so fest, daß die Staatspapiere gar nicht auf
auswärtige Börsen kamen, weil sie im Lande selbst untergebracht wurden;
das Heer war verhältnißmäßig zahlreich, wohlausgerüstet und geübt, die
Flotte stärker als die sardinische, die Handelsmarine in steter Zunahme
begriffen, Ackerbau und Gewerbe hoben sich; es wurden auf der Insel
und auf dem Festlande viele Straßen gebaut, Eisenbahnen vollendet oder-
kräftig in Angriff genommen — dennoch wurde der König nach dem
Abschlüsse des Pariser Friedens von England und Frankreich auf
eine beispiellose Weise (wenn wir die Behandlung Griechenlands aus-
nehmen) angegangen. Eine Note sagte ihm, daß seine Weise zu regie-
ren einen Aufstand voraussehen lasse, daher die beiden Mächte ihm (Sept.)
wohlmeinend rathen, einen andern Gang einzuschlagen, worauf der Kö-
nig die gebührende unumwundene Antwort gab. Die Gesandten der
beiden Rathgeber reisten Ende Oktobers ab, dafür erschienen aber meh-
rere ihrer Kriegsschiffe in den Häfen und Gewässern des Königreichs,
angeblich um die französischen und englischen Unterthanen zu beschützen,
wenn es nöthig werden sollte. Trotz dieser westmächtlichen Demonstra-
tionen erfolgte keine Empörung; am 22. November wagte allerdings ein
Baron Bentivenga zu Cefalu auf Sicilien einen Versuch, der aber