1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
702
Die Zeit von 1815 bis 1857.
Behagen spielen lassen mußte; als ob eine Beeinträchtigung Preußens,
der zweiten deutschen Macht, Deutschland anders als nachtheilig werden
könnte!
Zweiunddreißigstes Kapitel.
Rußland und England in Asien.
Englisch-persischer Krieg (Koo. 1856 bis März 1857).
Sogleich nach dem Pariser Frieden begann zwischen Napoleon Iii.
und Alexander Ii. ein derartiger Austausch von Zeichen freundlicher An-
näherung, daß man gerne oder ungerne an Napoleons I. und Alexan-
ders I. Verbindung nach dem Frieden von Tilsit erinnert wird, wogegen
England Rußland gegenüber eine kalte und stolze Haltung beobachtet.
Frankreich ist eben nur eine europäische Großmacht, die von Rußland
nie unmittelbar bedroht werden kann, so lange Deutschland zwischen bei-
den neutral bleibt, England und Rußland aber sind nicht allein euro-
päische Großmächte, sondern zugleich Weltmächte, die sich in Asten zu
begegnen drohen, wo beide sich mehr und mehr ausbreiten. Bei Ruß-
land geschieht dies so in aller Stille, daß die Kunde von seinen Erfol-
gen oft erst nach Jahren Europa durchdringt. So wissen wir z. B. erst
seit kurzer Zeit, daß die russischen militärischen Niederlassungen am Ja-
rartes (Sir Darja, Schon) immer weiter Hinaufrücken und daß 1854
das Heer des Chans von Kokand von einem schwachen russischen Korps
gänzlich geschlagen wurde; wie lange wird es noch währen, bis das
ganze Flußgebiet des Jarartes dem russischen Reiche einverleibt ist?
Aehnlich glaubte man noch vor zwei Jahren, das chinesische Reich sei in
neuester Zeit nur von den Engländern gerupft worden, als aber ein
französisch-englisches Geschwader 1855 die russischen Schiffe in den Mee-
ren von Ochotzk und Japan aufsuchte, fand es auf dem südlichen Ufer
der Mündung des Amurstromes eine russische Festung Nikolasewsk, noch
weiter südlich zwei russische Forts und endlich an der Kastriesbai die rus-
sische Festung Alerandrowsk, welcher das Geschwader nichts anhaben
konnte. Jetzt erst wurde allgemein bekannt, daß die ganze nördliche
Mandschurei bis zum Amur, selbst beträchtliche Landstriche auf dem süd-
lichen Stromufer dem chinesischen Reiche (wahrscheinlich von 1844 bis
1852) abhanden und an das russische gekommen waren. Bereits liegt
eine russische Flottille in dem Strome, russische Festungen und Kolonieen
sichern den Besitz des neu erworbenen Landes, das trotz seines ftrengern
Winters die ganze Fauna und Vegetation des gemäßigten Europa hegt.
Rußland kolonisiert das eroberte Land, macht es also zu einem wirkli-