1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Die Zeit von 1815 bis 1857.
Oberofsiziere des einheimischen Heeres sind Engländer, indem die Ein-
gebornen jeder Religion keinen höhern Rang als den eines Hauptmanns
erreichen können.
Ein eigentlicher Volksaufstand brach bis in die neueste Zeit gegen
die englische Herrschaft niemals aus, was jedenfalls beweist, daß die-
selbe nicht besonders drückend auf den Eingebornen lastete; auch sind
die unmittelbaren englischen Gebiete dichter bevölkert und wohlhabender
als die der einheimischen Fürsten (Radschas); die Steuern, welche die
britisch-indische Regierung erhebt, sind allerdings keine geringen, und
ohne Zweifel haben einzelne Engländer sich Handlungen zu Schulden
kommen lassen, durch welche die Hindu erbittert werden mußten; wenn
sich aber die Regierung eines Systems der Aussaugung und Bedrückung
bewußt gewesen wäre, so hätte sie gewiß nicht 240,000 Mann aus der
kräftigsten Bevölkerung in Sold genommen, sie bewaffnet, in der euro-
päischen Kriegskunst geschult und ihnen die wichtigsten Stationen, z. B.
Delhi, anvertrant. Auch wurde die Regierung von der 1857 ausge-
brochenen Rebellion vollständig überrascht; selbst als einzelne einheimische
Regimenter sich weigerten die Patronen anzunehmen, weil dieselben statt
mit Pflanzenöl mit Thierschmalz (die mohammedanischen Sipahis be-
haupteten mit Schweinschmalz, die braminischen mit Rindschmalz) gefettet
seien, wodurch man sie absichtlich verunreinigen wolle, glaubten die Eng-
länder noch an keine planmäßige Verschwörung, bis am 10. Mai 1857
die Meuterei auf der Station Mirut ihnen die Augen öffnete. Denn
auf diese folgten Schlag auf Schlag Mai und Zuni blutige Meutereien
auf den bengalischen Stationen von Barrakpur bei Kalkutta bis Pe-
schawer auf der Gränze Afghanistans; einzelne wurden glücklich unter-
drückt, meistentheils jedoch gelang es den Sipahis der einen Station,
sich mit den meuterischen Kameraden auf der benachbarten in Verbindung
zu setzen, so daß sie bald zu Heerhaufen anschwollen, welche ihre Rich-
tung nach Delhi nahmen, wo die einheimischen Truppen am 11. Mai
revoltiert und den Nachkommen des Großmoguls zum König von Indien
ausgerufen hatten, wodurch die Rebellion einen Mittelpunkt bekam. Und
dennoch wurde sie keine nationale, sondern blieb wesentlich eine militä-
rische; es vereinigten sich wohl einzelne Nadschas mit ihr, theils frei-
willig, theils von ihren Soldaten gezwungen (die vielen Radschas unter-
halten Schwärme von irregulären Truppen; man schätzt die Gesammt-
zahl derselben auf 400,000 Mann, die aber mehr zum Plündern als
zum Fechten taugen), aber die Hauptmasse des Volkes nahm wenig-
stens keinen Antheil an der Empörung; die Madras- und Bombay-
truppen zeigten zwar keine ganz zuverlässige Stimmung, versuchten jedoch
nur auf wenigen Stationen zu meutern, während die Sikhs und Gorkas
sich gegen die Sipahis fast mit der Wuth der Engländer schlugen. Diese