1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
710
Die Zeit von 1815 bis 1857.
desto mehr Abnehmer, desto mehr lohnende Arbeit für die Industriellen
in England und desto mehr Schiffe und Matrosen werden durch die
Ausfuhr beschäftigt; umgekehrt sind es wieder die Engländer, welche die
Erzeugnisse der Kolonieen z. B. die nenholländische Wolle, das kanadische
Holz und Getreide, den Kapwein, die Fische Neufundlands re. kaufen
und ausführen. Von außerordentlicher Bedeutung wurden seit 1850
Neusüdwales und Viktoria in Neuholland durch den vorher unge-
ahnten und zufällig entdeckten Reichthum an Gold, welches edle Metall
den Menschen mächtiger anzieht als der Magnet das Eisen. Eine Masse
Einwanderer stürzte sich auf einmal aus allen Weltgegenden in das neue
Eldorado, wo sie so eifrig Goldsand graben und waschen, daß die Aus-
beute des Jahres 1856 auf etwas mehr als 14 Mill. Pfund Sterling
berechnet wird. Neben den Goldgruben hat sich aber auch der Ackerbau
und das gewöhnliche Gewerbe angesiedelt und erringt sich seinen Antheil
an der metallischen Ausbeute, während die eigentlichen Fabrikate aus
England bezogen werden. Dieses empfängt als der erste industrielle
Staat der Welt nicht nur den größten Theil des australischen Goldes,
sondern macht sich alle wenn auch nur halbcivilifierten Länder der Erde
mehr oder weniger zinsbar. Nach amtlicher Angabe betrug die Ausfuhr
im ersten Quartal des Jahres 1857 den Werth von 28,827,493 Pfd.
Sterling! Die besten Kunden unter den auswärtigen britischen Ländern
sind Ostindien mit etwas über 3 Mill., Australien mit beinahe 2i/2 Mill.,
Britischamerika mit mehr als 800,000 Pfd. Sterling; unter den fremden
Staaten die nordamerikanische Union mit mehr als 6, die Hansestädte
mit mehr als 2, Frankreich mit mehr als iy2, Holland und Brasilien
jedes mit mehr als 1, die Türkei mit beinahe 1 Mill. Pfd. Sterling.
Bei solchen Zahlen wird es begreiflich, wie Englands Finanzen durch
den orientalischen Krieg nicht empfindlich berührt wurden, und bedenken
wir, daß fast ein volles Drittheil der ganzen Ausfuhr in die englischen
Kolonieen geht, so leuchtet ein, daß der erneuerte Versuch der napoleo-
nischen Kontinentalsperre für England jetzt viel weniger gefährlich wäre,
als sich der erste vor 50 Jahren erwies.
Äic vereinigten Staaten von Nordamerika (die Union).
Diese Republik ist neben Rußland und England die dritte Weltmacht
und von der Natur mehr begünstigt als jede der beiden andern. Denn
das ganze russische Amerika, ein Theil des nördlichen europäischen und
ein ungeheurer Landstrich des asiatischen (das sibirische Tiefland) ist un-
wirthbar und auch die besseren Landstriche sind nicht so produktiv wie
der englische und nordamerikanische Boden. Ebenso find Rußlands ma-
ritime Verhältnisse die ungünstigeren; seine größte Küstenausdehnung er-
streckt sich am nördlichen Eismeere, wo der einzige Hafen, Archangel,