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1. Theil 3 - S. 48

1867 - Breslau : Max
48 Neue Geschickte. 1. Periode. Deutschland. hob: „Wel ik sal juw lachen lehren!" Doch ließ er durch seinen Kanzler ablesen, daß er Gnade für Recht ergehen lassen und dem Landgrafen sein Leben, welches er verwirkt babe, schenken wollte. Jetzt erwartete Philipp, der Kaiser werde ihm zur Ver- söhnung die Hand reichen und ihn ausheben. Da er das aber nicht that, sondern ihn immer noch knien ließ, stand Philipp selbst aus und ging trotzig zur Thüre hinaus. Am Abende war er nebst Moritz und Joachim von Brandenburg zum Herzoge von Alba geladen, und als er von da nach Hause gehen wollte, erklärte ihm dieser, er sei ein Gefangener; der Kaiser wolle es so. Moritz und Joachim protestirten: der Kaiser habe ihnen ja ausdrücklich gesagt, er wolle dem Landgrafen die Freiheit schenken und sie hätten sich diesem dafür verbürgt. Aber nichts half, und Karl selbst leugnete auf den Rath des verschmitzten Car- dinals Granvella Alles ab; er habe nur versprochen, es solle ihm „kein ewiges Gefängniß" werden.*) So blieb der Landgraf also gefangen, und wurde endlich gar nach Mecheln geschickt und da in ein enges Gefängniß gesteckt. Erst nach fünf traurigen, Jah- ren wurden beide Gefangene wieder freigelassen; doch verlor Philipp seine Länder nicht. In der Gefangenschaft aber hatte es Johann Friedrich besser; denn er blieb beim Kaiser und zog mit ihm herum. Jetzt stand Karl auf der höchsten Spitze feiner Macht. Ganz Deutschland war ihm unterworfen, und mit Recht fürchteten die Evangelischen, er werde nun, seinem dem Papste geleisteten Ver- sprechen gemäß, die evangelische Lehre mit Gewalt unterdrücken. Aber das that er nicht, und dies gereicht ihm zur besondern Ehre. Viel mochte zu dieser Mäßigung wohl beitragen, daß er jetzt mit eigenen Augen in Sachsen gesehen hatte, daß die Evan- gelischen gar nicht so böse wären, als sie von den Katholiken immer geschildert waren. Er rief selbst einmal aus: „Es ist doch Alles ganz anders im evangelischen Lande und unter den evan- gelischen Leuten, als ich es mir gedacht habe!" Und als er hörte, daß man in Sachsen während seiner Anwesenheit den evangelischen Gottesdienst eingestellt habe, rief er mit unverstelltem Unwillen: „Behüte! wer richtet uns das an? Ist in unserm Namen hier der Dienst Gottes unterlassen, so gereicht uns das *) Die Scene der Abbitte geschab auf der sogenannten Residenz, wo Karl seine Wohnung hatte, und die Gefangennebmung in der Moritzburg, wo Alba wohnte.
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