1867 -
Breslau
: Max
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
70 Neue Geschichte, l. Periode. Deutschland.
Gegenwart erhalten soll." Der Lord, der eine ganz andere Ge-
nugthuung für einen Mann seines Standes erwartet hatte, ver-
gaß sich so sehr, daß er drohte, er würde sich selbst Recht ver-
schaffen. Aber einen größern Dienst hätte er dem bedrängten
Maler nicht leisten können; denn der heftige König konnte keinen
Widerspruch ertragen und gerieth daher in heftigen Zorn. „Nun
hast du es mit mir zu thun," rief er mit funkelnden Augen;
„geh und denke daran, daß ich die mindeste Selbstrache, die du
an dem Maler nimmst, ahnden will, als wäre sie an meiner
eigenen Person verübt. Glaubst du, daß mir wenig an die-
sem Manlle gelegen ist, so wisse, daß ich aus sieben Bauern eben
so viele Lords machen kann, aber aus sieben Lords nicht einen
Holbein!"
Nach einem dreijährigen Aufenthalte reiste Holbein nach
Basel zum Besuch, um sein Weib und seine Kinder zu sehen. Zu-
gleich schickte Morus seinem Freunde Erasmus ein Gemälde, seine
Familie vorstellend, von Holbein gemalt, worüber der Beschenkte
eine große Freude hatte. „Ich habe keine Worte," schrieb er an
des Kanzlers Tochter zurück, „meiner Freundin, der Zierde Bri-
tanniens , die Freude zu schildern, die mir der Familienverein
gemacht hat, den Holbeins Meisterhand so glücklich mir vor Au-
gen stellt, daß ich sie Alle, als wäre ich mitten unter ihnen, er-
kannt und mich zurückgesehnt habe nach dem unvergeßlichen
Hause, dem ich so viel meines Glückes und Ruhmes schuldig bin."
Viele, die den armen Maler srüherhin über die Schultern an-
gesehen hatten, drängten sich jetzt an den berühmten, von Kö-
nigen und Fürsten gesuchten Holbein, wurden aber nun kalt ab-
gesertigt. Auch diesmal reiste er wieder ohne Frau und Kinder
ab. Daß er lieber ohne jene lebte, war natürlich, und die Kin-
der konnte er, der fast immer außer dem Hause arbeitete, nicht
beaufsichtigen. Da er aber noch immer ein Bürger von Basel
war und ein solcher nicht ohne Erlaubniß des Rathes abwesend
sein durfte, so erhielt er nur auf einige Jahre Urlaub. Wie
sehr man jetzt seinen Werth in Basel zu schätzen wußte, geht
daraus hervor, daß ihm der Rath 50 Gulden Wartegeld aus-
setzte und außerdem seiner Frau alle Jahre 40 Gulden zahlte.
Dennoch blieb er in London und hat Basel nur noch zweimal
auf kurze Zeit besucht.
Auch nach Heinrichs Viii. 1547 erfolgtem Tode stand Hol-
bein bei seinem Sohne und Nachfolger Eduard Vi. in großen