1867 -
Breslau
: Max
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Huldreich Zwingli.
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Gnaden. Als dieser aber schon nach 6 Jahren starb und die
katholische Maria, Heinrichs älteste Tochter, Königin wurde, die
Alle, welche nicht Katholiken waren, haßte, scheint er sich mehr
vom Hofe zurückgezogen zu haben; denn er war der Reformation
zugethan. Er starb endlich 1554 in London an der Pest, 56
Jahre alt.
91. Zwingli und Calvin. — Dir Bartholomäusnacht,
1572.
Zu derselben Zeit, als Kaiser Karl V. in Deutschland, Spa-
nien und Neapel herrschte, war in Frankreich sein erbitterter
Feind, Franz I., König (1515—47). Unter ihm lebte der be-
rühmte Ritter Bayard, den man den Ritter ohne Furcht und
ohne Tadel nannte, von dessen Thaten zu erzählen hier aber der
Raum fehlt.
Schon unter Franz war die neue Lehre nach und nach aus
der Schweiz nach Frankreich gekommen. In der Schweiz näm-
lich waren, mit Luther fast zu gleicher Zeit, zwei treffliche Män-
ner, Zwingli in Zürich und Calvin in Genf, darauf gekom-
men, die Christen zu der einfachen Lehre unsers Heilandes zu-
rückzuführen und alles Das aus unserer Religion zu verbannen,
was erst nach und nach durch Menschenwerk hineingebracht war.
Beide waren, wie Luther, durch das Lesen der Bibel darauf ge-
leitet worden und hatten, wie er, mancherlei Verfolgungen aus-
stehen müssen. Die Lehre dieser beiden Männer stimmte ziem-
lich überein und ihre Anhänger wurden nachmals Reformarte
genannt. Man merke sich von beiden berühmten Männern Fol-
gendes:
Huldreich Zwingli wurde 1484, also ein Jahr später als
Luther, im Dorfe Wildhaus im Cantón St. Gallen (zwischen
Wallenstädt und Appenzell) in Helvetien geboren. Obgleich sein
Vater, ein Amtmann, acht Söhne hatte, so sorgte er doch, daß
sie gut unterrichtet wurden, und schickte den Huldreich nach Ba-
sel, späterhin nach Bern auf die Schule. Nachdem er in Wien
und in Basel studirt hatte, wurde er Pfarrer in Glarus. Hier
war ihm eine Bibel in die Hände gefallen und sie wirkte auf
ihn eben so wie auf Luther. Er konnte nicht von ihr wegkom-
men; Alles zog ihn unwiderstehlich an, und wie erstaunte er, als
er fand, daß von vielen Lehrsätzen der römisch-katholischen Kirche
kein Wort in der Lehre Jesu stände. Als er 1516 Prediger in