1867 -
Breslau
: Max
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Neue Geschichte. 1. Periode. England.
die Nachricht, daß der Proceß eingeleitet sei. Aber er kam schlimm
an. Der König nannte ihn einen Narren über den andern, so
daß der Mann ganz verwirrt davonschlich.
Heinrich starb endlich in demselben Jahre, da Franz I. starb
(1547).
93. Johanna Gray. — Maria von England.
Heinrichs Viii. und der Johanna Seymour Sohn, Edu-
ard Vi. (1547 — 53), wurde nun König, ein erst zehnjähriger,
gutgearteter Knabe. Dennoch wollte man ihn schon verheirathen,
und zwar an die junge Königin von Schottland, Maria Stu-
art, damit beide Königreiche vereinigt würden. Aber die Schot-
ten konnten die Engländer nicht leiden und schickten die junge
Maria lieber nach Frankreich, wo sie an Franz Ii., den ältesten
Sohn der Katharina von Medicis, vermählt wurde.
Mit Besorgniß dachten die Engländer daran, wer einmal
König werden sollte, wenn Eduard stürbe; denn er hatte die
evangelische Lehre eingeführt. Er hatte zwar zwei Stiefschwestern,
Maria und Elisabeth; aber jene war wegen ihrer Vorliebe für
die katholische Lehre verhaßt, und wenn sie übergangen wurde,
mußte auch Elisabeth übergangen werden. Da beredete ein über-
aus ehrgeiziger Mann, der Herzog von Northumberland
(sprich Nohrßomberländ), der den jungen König ganz in seiner
Gewalt hatte, denselben, die Johanna Gray, eine junge, sehr
sanfte und sorgfältig unterrichtete Dame, eine Enkelin der jüng-
sten Schwester Heinrichs Viii., zur Nachfolgerin zu ernennen.
Eduard willigte ein und Northumberland vermählte sie an seinen
Sohn Guilforddudley (sprich Gilford Doddli). Eduard selbst
richtete die Hochzeit prächtig aus; denn er hatte die sechzehnjäh-
rige Johanna, die mit ihm ausgewachsen, viele Lehrstunden mit
ihm getheilt und oft ihn übertroffen hatte, herzlich lieb. Guilford
war nur ein Jahr älter und nie war Jugend und Unschuld in
einem Brautpaare schöner erschienen. Bald darauf starb der junge
König nach sechsjähriger Regierung.
Sogleich reisten ihr Vater, der Herzog von Suffolk (sprich
Suffock) und der Herzog von Northumberland nach ihrem stillen
Landsitze, wo sie sich mit den Wissenschaften beschäftigte, und kün-
digten ihr auf den Knieen — so wollte es die Sitte — ihre
Erhebung als Königin an. Im ersten Augenblicke war sie be-
troffen; als sie sich gefaßt hatte, bot sie alle Beredtsamkeit auf,