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1. Theil 3 - S. 121

1867 - Breslau : Max
Maria Stuarts Tod. 121 oft gereizte Empfindlichkeit sie manchmal ungehalten geniacht habe. Alle Anwesende unterbrachen diesen rührenden Abschied durch lautes Weinen. Nach dem Essen setzte sie sich zum Schreiben. Zuerst schrieb sie an ihren Beichtvater, der in demselben Schlosse wohnte, aber nicht zu ihr gelassen wurde, und bat ihn, nachdem sie ihm ihre Sündhaftigkeit gebeichtet hatte, um Absolution. Er möchte doch — fuhr sie fort — diese Nacht für sie wachen und beten und ihr die passendsten Gebete anzeigen. Dann schrieb sie eigenhän- dig und ohne anzuhalten ihr Testament, in welchem sie keinen ihrer Bedienten vergaß. Auch an den König von Frankreich, Heinrich 111., schrieb sie einen Brief, in welchen! sie ihm ihre Die- ner zur Versorgung empfahl, ihm Gesundheit und ein langes Leben wünschte und um Gründung einer jährlichen Seelenmesse bat. Sie Unterzeichnete diesen Brief um 2 Uhr nach Mitternacht. Hieraus theilte sie die wenigen ihr noch übriggelassenen Kostbar- keiten unter ihre Diener aus, und gab ihnen zugleich den Brief an den König von Frankreich, sowie einen an den Herzog von Guise mit. Nun legte sie sich zur Ruhe und schlief vier Stunden lang recht sanft. Dann stand sie auf und brachte die wenigen Stunden bis zu ihrem Tode mit Gebet zu; sie genoß auch eine Hostie, welche der Papst geweiht und einst ihr zugeschickt, sie aber bis zu diesem Augenblicke aufbewahrt hatte. Als die achte Stunde nahte, zog sie, ohne sich bedienen zu lassen, ein Kleid von Sammet und Seide, wie zu einem Festtage, an. Die übrigen Kleider hatte sie Abends vorher vertheilt. „Gern", sprach sie, „hätte ich euch auch dies Kleid, das reichste von allen, gelassen, aber Maria Stuart muß auf ihrem letzten Gange anständig er- scheinen." Darauf bedeckte sie sich mit einem weißen Schleier, der bis aus die Füße herabwallte. Um 8 Uhr Morgens ' 7. oder 17. Febr. 1587) trat der Sheriff der Grafschaft in ihr Zimmer und zeigte ihr an, daß die Stunde da sei. „Ich bin bereit," antwortete Maria. Noch ein- mal sagte sie ihren Dienern Lebewohl und ging, gestützt aus zwei Bediente ihres Hauses, mit bescheidenem, aber majestätischem An- stande durch die an ihr Zimmer stoßende Halle. Hier fand sie die beiden Grafen, ihren Hüter und andere Staatspersonen. Auch ihr Haushofmeister Melvil stand hier. Er warf sich ihr zu Füßen, rang die Hände und rief, von unnennbaren! Schmerze ergriffen: ,,O wie unglücklich bin ich! Wer war je vor mir lieber-
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