1867 -
Breslau
: Max
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
142 Neue Geschichte. 1. Periooe. Deutschland.
1564 und trat ganz in seine Fußstapfen, ja er war noch duld-
samer als jener; denn er hatte, obgleich römisch-katholisch er-
zogen, doch einen evangelischen Lehrer gehabt und war daher
ganz evangelisch gesinnt; wer weiß, ob er nicht selbst zu dieser
Kirche sich bekannt hätte, wenn er liicht wegen seiner anderen
der römischen Kirche anhängenden Länder hätte aus den Papst
Rücksicht nehmen müssen, und welin die Streitigkeiten der evan-
gelischen Theologen ihn nicht angewidert hätten. Aber seinem
milden Sinne verdankte es Deutschland vorzüglich, daß auch
unter ihm der Friede im Lande nicht gestört wurde, wenn er
auch nicht vermochte, die ängstliche Spannung aufzuheben, die in
den Gemüthern herrschte.
Das Einzige, was man ihm vielleicht vorwerfen kann, ist
die große Härte gegen den Herzog von Gotha. Der unglückliche
Johann Friedrich von Sachsen hatte einen noch unglücklichern
Sohn, der auch Johann Friedrich hieß und Herzog von Go-
tha war. Dieser ließ sich mit einem Ritter, Wilhelm von
Grumbach, einem raubsüchtigen Menschen, ein und schützte ihn
gegen den ausdrücklichen Befehl des Kaisers, ihn auszuliefern.
Die Folge davon war, daß Gotha belagert, eingenommen und
der Herzog gefangen wurde. Da er gegen wiederholte Warnungen
taub gewesen war, so ließ ihn der Kaiser Maximilian Ii. (1567)
nach Wien bringen, auf einem offenen Wagen, einen Strohhut auf
dem Kopfe, durch die Straßen führen und dann ins Gefängniß
werfen. Seine Frau Elisabeth, eine Tochter Friedrichs Iii.
von der Pfalz, war trostlos über das unglückliche Schicksal ihres
Mannes. Statt sich — sie war erst 27 Jahre alt — etwa
durch Vergnügen zu zerstreuen, dachte sie nur an ihn, und hatte
nirgends Ruhe und Rast. Fünf Jahre lang hörte sie nicht auf,
flehentlich zu bitten, man möchte sie doch nur zu ihrem lieben
Manne lassen. Endlich wurde es ihr bewilligt, aber nur auf
Er vermählte sich mit ihr ohne Vorwissen seines Vaters Ferdinand und seines
Oheims Karl V. Beide waren darüber sehr erzürnt, und einige Zeit lang
durfte der Erzherzog seinem Vater nicht vor die Augen kommen. Indessen lebte
er mit ihr ans Schloß Ambras bei Innsbruck, wo man noch ein großes Bild,
ihren Pntztisch, Schreibzeug u. a. zeigt, in der glücklichsten Ehe. Erst nach acbt
Jahren wurde der Kaiser Ferdinand, als er sie zum ersten Male sah und sprach,
durch ihre große Liebenswürdigkeit versöhnt. Sie >tarb nach 30jähriger Ehe in
Innsbruck, und liegt dort in einer Kapelle der Hofkirche nebst ihrem Gemahl.
Eine schöne Figur von Marmor auf ihrem Grabe zeigt die liebliche Fraucngesialt.