1857 -
Koblenz
: Baedeker
- Autor: Cremans, Hubert, Pütz, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule, Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Reich der Vandalen.
Einen noch höhern Aufschwung nahm die vandalische Macht mit
dem Tode Valentinian's Iii. Als dieser durch Maximus ermordet
worden war, und der Mörder die kaiserliche Wittwe Eudoxia ge-
zwungen hatte, sich mit ihm zu vermählen, um sich dadurch ein
scheinbares Recht auf den Thron zu erwerben, so rief diese den Gei-
serich zur Rache, welcher mit einer Flotte nach Italien kam und
Rom 14 Tage lang plünderte 455; Maximus wurde vom aufgereg-
ten Pöbel gesteinigt, Eudoxia mit vielen Gefangenen und Schätzen
nach Carthago geführt. Seit dieser Zeit erscheinen die Vandalen im
Besitze der ganzen Nordküste Afrika's von den Säulen des Hercules
bis an die Grenzen Cyreue's.
Als Odoaker sich Italiens bemächtigt hatte, erhielt Geiserich von diesem Sici-
lien (mit Ausnahme des nordwestlichen Theiles) gegen Entrichtung eines Tributes.
Sardinien hatte er schon früher dauernd besetzt; auch Corsica, die balearischen und
pityusischen Inseln erscheinen nun im Besitze der Vandalen.
Mit des Stifters Tode (477) begann auch der Verfall des
Reiches, herbeigeführt durch häufige Angriffe der Mauren und durch
Verfolgung der Katholiken, wozu Geiserich, ein Arianer, schon das
Beispiel gegeben hatte. Dieser Zustand reizte die Eroberungssucht
des byzantinischen Kaisers Justinian. Als der letzte Vandalenkönig
Ge lim er durch Verdrängung seines schwachen und wegen Begün-
stigung der Katholiken verhaßten Vorgängers (Hilderich) den Thron
eingenommen hatte, sandte Justinian seinen Feldherrn Belisar mit
einer Flotte nach Afrika 533. Nach einer Niederlage der Vandalen
ergab sich Carthago ohne Widerstand, der Ueberrest des vandalischen
Heeres wurde in einer zweiten Schlacht zerstreut, Gelimer, der sich
in ein Castell in den Gebirgen geflüchtet hatte, durch Hunger zur
Uebergabe vermocht und darauf schnell das ganze Reich nebst den
Inseln erobert 534.
Belisar hielt den ersten Triumph in Constantinopel, welchen Gelimer schmücken
mußte, der dann aber Ländereien in Kleinasien erhielt; die tapfersten Vandalen wur-
den nach Byzanz mitgenommen, der Ueberrest aber nach wiederholten Empörungen
gegen die römischen Statthalter theils vertilgt, theils weggeführt.
8- 10.
Das Reich der Westgothen 419 — 712.
Nachdem die Westgothen Europa vom äußersten Osten bis zum
äußersten Westen und bis in die Spitzen der drei südlichen Halbin-
seln durchzogen hatten, gründeten sie im bisher römischen Gallien,