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1. Die neuere Zeit - S. 77

1855 - Koblenz : Baedeker
Joseph's Ii. Selbstrcgierung. Der deutsche Fürstenbund. 77 Muth und Nachdruck Oesterreichs Stellung im politischen Systeme Enropa's gegen ihre Anfangs zahlreichen Feinde zu behaupten. Erst nach ihrem Tode konnte Joseph Ii. mit seinen Reform-Entwürfen hervortreten'. Nur war sein rascher Eifer für Alles, was er als gut erkannte, zu wenig durch Vorsicht gemäßigt. Am eingreifend- sten waren seine Neuerungen in den kirchlichen Angelegenheiten (To- leranzedict, Verleihung bürgerlicher Rechte an die Juden, Aufhebung der meisten Klöster, Beschränkung der Verbindung der Geistlichen mit Rom), welche ihn mit dem Papste Pius Vi. entzweiten, der ihn auch durch einen persönlichen Besuch in Wien nicht bewegen konnte, diese Neuerungen aufzuheben, wenn auch in der Ausführung derselben manche Beschränkung eiutrat. Doch vor seinem Tode widerrief er alle seine Neuerungen, die Aufhebung der Leibeigenschaft und das Toleranzedict ausgenommen. Seinen Lieblingsplan, Baiern zu erhalten und dadurch seine Staaten im W. abzurunden, gab Joseph nicht auf und schlug des- halb dem Kurfürsten Karl Theodor vor, Baiern an Oesterreich ab- zutreten, und dafür die entfernten österreichischen Niederlande unter dem Titel eines Königreichs Burgund zu nehmen. Der Kurfürst willigte in diesen Ländertausch ein, aber der Herzog von Pfalz-Zwei- brücken verwarf ihn und wandte sich an Friedrich Ii., welcher den Vergrößerungspläuen Joseph's Ii. eine Verbindung der drei prote- stantischen Kurfürsten unter dem Namen des deutschen Fürsten- bundes entgegeustellte (1785). Die Kunde von diesem Tauschpro- ject brachte in den Niederlanden selbst eine allgemeine Mißstimmung hervor und hier fanden Joseph's Reformen offenen Widerstand, da die Niederlande unter allen österreichischen Erbländern die größte An- hänglichkeit an ihre Verfassung und ihre ausgedehnten Rechte hatten. Geringe Widersetzlichkeit gegen einzelne Maßregeln, besonders gegen seine Neuerungen im Kirchenwefen, bewog den Kaiser (1789) die bisherige Verfassung von Brabant nebst allen Privilegien aufzuheben. Dies veraulaßte einen allgemeinen Abfall aller Provinzen außer Lu- xemburg zu derselben Zeit, als Oesterreich in Verbindung mit Ruß- land sich in einen Krieg mit den Türken eingelassen hatte. Joseph's Bruder und Nachfolger Leopold Ii., 1790—1792, beendete den Türkenkrieg durch Rückgabe aller gemachten Eroberungen und den Aufstand des „vereinigten Belgiens" durch Waffengewalt, aber zu- gleich durch Herstellung der Verfassung und der Privilegien.
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