1855 -
Koblenz
: Baedeker
- Autor: Cremans, Hubert, Pütz, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule, Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Geschichtschreibung. Geographie. Philosophie.
Benjamin Franklin, des Planeten Uranus durch William Herschel's Niesenteleskop,
des Galvanismus durch Galvani, der Electricität durch Volta, der kleinern
Planeten und des Neptun erhielten mehrere Zweige der Naturwissenschaften eine
systematische Behandlung: die Botanik durch des Schweden Carl von Linno's
Sexualsystem und Jussieu's natürliches System, die Mineralogie durch A. G.
Werner, Professor zu Freiberg, dessen neptunistisches System der Geologie von dem
durch von Buch u. A. ausgebildeten vulkanistischen verdrängt wurde; die wichtigsten
Systeme in der Chemie waren Stahl's phlogistisches, Lavoisier's (hingerichtet 1794)
antiphlogistisches und Berzelius' elektro-chemisches System. Cuvier's Forschungen
in der vergleichenden Anatomie führten zur Untersuchung der urweltlichen Thicre.
o) In der Geschichtschreibung ging Italien den übrigen Ländern voran.
Geschichtschreiber, wie R. Macchiavelli, Fr. Guicciardini, P. Sarpi, die sich die
Alten (namentlich den Livius) zum Vorbilde nahmen, wurden zugleich durch eine
schon früh begonnene Ausbildung der Sprache in ihren historischen Darstellungen ge-
fördert. England aber ward das Vaterland der historischen Kunst, indem Gibbon,
Robertson u. A. gründliche Forschung mit anschaulicher Darstellung verbanden. Doch
bald wußten die Deutschen die Vorzüge ihrer Nachbarn sich anzueignen und so zu
erhöhen, daß sie nun keinem Volke an unermüdlichem Fleiße, an tiefer Forschung,
geistreicher Auffassung und gewissenhafter Genauigkeit der Behandlung nachstehen, so
I. v. Müller, Niebuhr, Heeren, Luden, Schlosser, von Raumer, Ranke, von Hammer,
Leo, Wachsmuth, K. A. Menzel, Voigt, Dahlmann, Aschbach, Mailath u. A.
d) Die Geographie, deren Gebiet durch die zahlreichen Reisen, namentlich
die zu wissenschaftlichen Zwecken unternommenen, fortwährend erweitert wurde, er-
reichte ihre Vervollkommnung durch ihre stets engere Verbindung mit Astronomie und
Naturkunde, ward aber erst durch C. Ritter zur eigentlichen Wissenschaft erhoben.
e) Der Begründer der neuern Philosophie wurde im 17. Jahrh. Des
Cartes (Cartesius), dessen rein aus dem Geiste des Menschen construirtcs System
der Jude Baruch Spinoza weiter ausbildete. In gleicher Richtung wirkte Leibnitz
in Deutschland im Anfang des 18. Jahrh. Aber erst gegen Ende dieses Jahr-
hunderts trat mit Immanuel Kant (-¡- 1804) die glänzendste Epoche der neuern
Philosophie ein und zwar fast ausschließlich für Deutschland; denn in Frankreich
verlor sich diese Wissenschaft durch den ideenlosen Naturalismus I. I. Rouffeau's
hindurch in 'den crassesten Materialismus, der sein Hauptorgan in der großen
Encyclopädie und seine Hauptvertreter in Diderot, d'alembert, Helvetius, vorzüglich
aber in Voltaire hatte. In Deutschland dagegen wirkte Kant's Kriticismus im
höchsten Grade anregend und verbreitete den Sinn für philosophische Forschung und
streng systematische Darstellung über alle Wissenschaften. Zugleich bewirkte er das
rasch auf einander folgende Auftreten Fichte's, Schelling's und Hegel's mit
neuen Systemen.
5. Litteratur.
Bis um die Mitte des 17. Jahrh. erlebte die romantische Poesie
des Mittelalters eine fernere Blüte bei den romanischen Völkern,
den Italienern, Spaniern und Portugiesen. Das Zeitalter Lud-
wig's Xiv. brachte die Entwickelung der neuclassischen Poesie, be-
sonders des Drama nach dem Vorbilde und der Theorie der Alten