1860 -
Koblenz
: Baedeker
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule, Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
76
Die griechischen Colonien. §. 43.
Bruder fiel auch unter den Streichen der Verschworenen, Hippias
aber fing nun an, seine bedrohte Herrschaft durch Verbannungen
und Hinrichtungen zu sichern, bis die Mittelpartei unter Leitung
des Clisthenes (in Verbindung mit den jede Tyrannis bekämpfenden
Spartanern) ihn vertrieb (510). Er floh mit seinen Schätzen zum
persischen Könige Darius I.
Clisthenes unternahm die weitere Fortbildung der bestehenden
Verfassung durch eine vollständige Ausgleichung der Stände. Er
gründete für die Staatsverwaltung eine neue Eintheilung des Volkes
in 10 Phylen, deren jede jährlich 50 Mitglieder in den Rath wählte.
Dieser wurde also um 100 Mitglieder vermehrt. Um die Partei-
bestrebungen und Umtriebe bei den Wahlen zu beseitigen, schaffte er
die Volkswahl gänzlich ab und führte die Besetzung des Archontats
und anderer Staatsämter durch's Loos (unter den Bewerbern) ein.
Der Loosung folgte die Prüfung der Würdigkeit der durch's Loos be-
flimmten Bewerber.
Zum Schutze gegen die Tyrannis ist, wahrscheinlich unter dem Einflüsse
des Clisthenes, das Scherbengericht oder der Ostracismus eingeführt worden,
wodurch solche Männer, die durch übermäßigen Einfluß und Anhang dem Staate
gefährlich zu werden schienen, auf 10 Jahre aus der Stadt verwiesen werden
konnten.
S- 43 (55).
Die griechischen Colonien.
In diesen Zeitraum (namentlich 750—650) fällt die Stiftung
der zahlreichen griechischen Colonien, welche auf den Inseln und
an'den Küsten des mittelländischen Meeres, an der Propontis und
dem schwarzen Meere angelegt wurden, theils um einer zu großen
Anhäufung der Bevölkerung oder politischen Unruhen vorzubeugen,
theils um das Besitzthum und die Macht der Mutterstadt zu er-
weitern, oder ihren Handel zu fördern. Im erstern Falle waren
diese Pstanzftädte von der Mutterstadt meist unabhängig, im letztem
natürlich abhängig. Durch die Menge der von ihnen gestifteten
Colonien zeichnen sich vorzüglich die jonischen Städte Milet
und Chaléis aus: ersteres war die Mutter von 80 Pflanzstädten,
vorzugsweise am Hellespont, an der Propontis (Cyzicus) und am
Pontus, Chaléis (am Doppelmeere des C"npus) aber gründete
nicht nur auf der reich gegliederten Halbinsel zwischen dem ther-
maischen und ftrymonischen Meerbusen 32 Orte (Olynthus u. s. w.),
woher die ganze Halbinsel Chalcidice hieß, sondern auch im Westen
die ältesten griechischen Colonien in Unteritalien (Cumä, Rhegium)
und später auf Sicilien (Zancle, Catania, Leontini).