1869 -
Freiburg
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Tie Germanen.
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nie der Name der ganzen germanischen Nation, sonderndes Volkes, welches
von Marius vernichtet wurde. „Teutonen" hat auch keinen Zusammenhang
mit „Deutsche", welcher Name erst spät nach der gänzlichen Auflösung des
großen Frankenreiches unser Nationalname geworden ist. Seine Wurzel
lautet gothisch Thiuda, althochdeutsch Diota, d. h. Volk; das Adjectiv thiu-
disk, diutisk, diutsch, deutsch bezeichnet also das Nationale und Heimat-
liche im Gegensatz zu dem Fremden.
Die Germanen feierten als ihren Stammvater Mann, den Sohn
des erdgebornen Gottes Tuisko, und von Manns drei Söhnen wollten
die drei germanischen Hauptstämme: die Jstävonen, die Jngüvonen
und Herminonen ihre Namen empfangen haben.
Die Germanen waren sich einer gemeinsamen Abstammung wohl be-
wußt und behaupteten stolz, kein Volk der Erde übertreffe sie an Kriegs-
muth und Treue; allein trotzdem bekämpften sich germanische Stämme bis
zur Vernichtung und fochten im Bunde oder im Dienste fremder Mächte
gegen germanische Völker. Die Germanen und ihre Enkel, die Deutschen,
haben einander selbst mehr Schlachten geliefert als den fremden Völkern!
§. 9. Die Religion der germanischen Völker war im wesentlichen
die gleiche, jedoch härtere einzelne Völker ihre besonderen Culte, wie dies
auch bei den alten Griechen der Fall war. Der Glaube an den Schöpfer
und „Allvater" ist verdunkelt und hat einer Reihe jüngerer Götter Platz
gemacht, welche die Weltordnung erhalten oder bedrohen. Die Welt besteht
aus der von den Menschen bewohnten Erde „Midgard", die rings vom
Meere umflossen ist, auf dessen Grunde sich die Midgardsschlange windet.
Im Sriden Midgards ist Muspelheim, die Feuerwelt, wo Surtur mit
seinen Söhnen herrscht, im Norden Niflheim, die kalte Welt, und hin-
ter ihr die Wohnung der Hela voll Eis, Schnee, Reifen und kalter Ge-
wässer (die germanische Unterwelt). Der böse Loki ist gefesselt wie der
Wolf Fenr, dessen aufgesverrter Rachen von dem Erdboden bis an das
Himmelsgewölbe reicht. Auf Asgards Höhe wohnen die guten Götter,
die Äsen (d. h. die Glänzenden). Ihr Vater ist Wuotan (Wodan,
nordisch Odin); er regiert mit ihnen die Natur und die Menschheit, schützt
sie gegen die bösen Mächte, die aus dem Norden mit erstarrender Kälte,
aus dem Süden mit sengender Glut gegen Midgard und Asgard hervor-
zubrechen drohen. Wuotan weiß alles und sieht alles; er verleiht Weis-
heit, Herrschaft und Sieg. Neben Wuotan werden besonders verehrt Do-
nar (nordisch Thor), der Wettergott, welcher den Donnerhammer schleu-
dert, die Eisriesen zerschmettert und warme, fruchtbare Witterung schafft.
Balder, Zier schönste, weiseste und sanfteste Sohn Wuotans, ist der
Gott des Frühlings und des Sommers; Tyr, Ziu oder Erik der Kriegs-
gott; Freia ist die Göttin der Frauen, Ostara die Frühlingsgöttin,
Tanfana schützt die Heerden. Die Nornen sind Schicksalsgöttinen; die
Walkpren, Wuotans Töchter, eilen auf Nossen durch die Lüfte zu den
Schlachtfeldern (Walstätten) und wählen die Männer ans, die fallen sol-
len (die Walen). Die Gewässer sind von Necken und Nixen bewohnt,
welche der Zukunft kundig sind; im Innern der Erde schaffen kunstreiche
Zwerge (Schwarzalfen), auf-der Oberwelt, im Walde und auf der
Wiese schweben freundliche Genien (Lichtalfen, Elfen). Auf Asgard
steht Wuotans hoher Saal Walhalla, errichtet aus gewaltigen Speeren,
Religio».