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1. Geschichte des Alterthums - S. 120

1869 - Freiburg : Herder
Mwmwv 120 Das römische Kaiserthum. Von Augustus bis Romulus Augustulus. selbst gestattete, daß die verfeindeten Bewohner nachbarlicher Gegenden einander bekriegten und beraubten, wenn sie dem Statthalter einen Theil der gemachten Beute abgaben. Bei eitler solchen Negierung konnte es nicht fehlen, daß sich Diebs- und M örd erb and eu sammelten und das Land von ihnen wimmelte. Gleichzeitig herrschte eine große religiöse Aufregung; die Predigten des Täufers Johannes, die Erscheinung Christi, die Wirksamkeit der Apostel und Jünger wiesen das Volk auf den durch die Propheten des alten Bundes verheißenen Messias hin, aber nur we- nige hatten ihn erkannt, als er unter ihnen wandelte, und waren ihm nachgefolgt; die zelotische Partei der Pharisäer und die Volksmasse stießen ihn zurück und glaubten den vielen falschen Propheten, welche die nahe Ankunft des Messias als eines Kriegsfürsten ankündigten, der mit wun- dervoller Macht alle Völker besiegen und sie den Juden unterthänig machen werde. Durch unerträglichen Druck zur Verzweiflung gebracht und von fana- tischer Zuversicht auf die Ankunft des Messias begeistert, empörte sich das gemeine Volk in Jerusalem und tödtete die römische Besatzung; der Statthalter von Syrien, Ceftius Gallus, eilte mit einer schwachen Macht herbei, eroberte auch einen Theil von Jerusalem, wurde aber zuletzt doch mit großem Verluste in die Flucht geschlagen. Nun erhob sich ganz Palästina, denn das Volk sah in dem Siege über Cestius den Finger Gottes, der seinem Volke helfe, und zugleich wurde es zur Rache entflammt, denn die Heiden hatten in den Städten Syriens und Aegyptens viel tausend Juden, die sich dort schon längst zahlreich niedergelassen hat- ten, auf das grausamste ermordet. Nero übertrug den Oberbefehl gegen die Juden dem tüchtigen Feldherrn Vespasiau, welcher den Krieg von der Festung Akko aus er- öffnete. Die leichtbewaffneten Juden, welche überdies ohne Reiterei waren, vermochten im offenen Felde keinen Angriff der Römer auszuhalten, da- gegen vertheidigten sie die befestigten Orte mit der größten Ausdauer. Die Römer machten alle wehrbare Mannschaft nieder, verkauften die wehr- losen Gefangenen, vernichteten Städte und Dörfer, und als Vespasiau, nachdem er binnen zwei Jähren das Zerstörungswerk in Nordpalästina zu Ende gebracht hatte, zum Kaiser ausgerufen wurde, überließ er die Führung des Krieges feinem Sohne Titus und begab sich nach Nom. Titus zog im Frühjahre (70 n. Ehr.) langsam gegen Jerusalem, wo sich eine ungeheuere Menschenmenge angesammelt hatte und nach langen blutigen Parteikämpfen die wilden „Zeloten" Meister waren. Am 7. Mai begann Titus mit vier Legionen und zahlreichen Hilfstrnppen die Belage- rung, indem er die ganze Stadt ringsum mit einem Walle ein schloß. Die äußerste Mauer der Stadt war bald durchbrochen und eingenommen, worauf die Belagerungsarbeiten und Stürme gegen den Tempelberg und Zion begannen. Die Burg Antonia, von Herodes erbaut, welche die zugängliche Seite des Tempels deckte, wurde mit unsäglicher Mühe und manchem Verluste erobert, denn die Juden verachteten ihr Leben, wenn sie den Römern schaden konnten. In der Stadt wüthete bereits eine Huugersnoth, die mit jedem Tage schrecklicher wurde; nach dem jüdi- schen Geschichtschreiber und Augenzeugen Josephus wurden bei einem einzi- gen Thore bis zum 1. Juli 115,000 Leichen hinausgeworfen! Dennoch ermattete der Widerstand nicht und vergebens bot Titus Gnade an, wenn sich die Juden ergeben würden. Endlich bestürmte Titus die Außen-
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