1867 -
Breslau
: Max
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
8
Alte Geschichte. 1. Periode. Inder.
warmen Süden als nach dem rauhen Norden wandten, und so
scheint einer der ersten Züge nach Indien gegangen zu sein, einem
Lande unter dem mildesten Klima und mit einem fruchtbaren Bo-
den, der die herrlichsten Früchte freiwillig hervorbringt. Dieses
herrliche Land trug gewiß viel dazu bei, die glücklichen Anlagen
jener Menschen schnell zu entwickeln. Leider sagt uns die Ge-
schichte fast nichts über die Schicksale jenes Volks, über seine
frühe Bildung, über das rege Treiben, das hier gewiß in höherm
Grade stattgefunden hat, als wir jetzt ahnen. Aber stumme
Zeugen, Ueberreste aus jener Zeit, sprechen noch zu uns, und diese
Ruinen sind es, die uns noch jetzt in Erstaunen setzen, und uns
einen Beweis geben, daß hier in Zeiten, die wir nicht genau
bestimmen können, ein Volk mit einer ausnehmend hohen Cul-
tur wohnte. Einiges über diese Ruinen mag hier seinen Platz finden.
Fast die ganze Halbinsel von Vorderindien ist mit uralten
Tempeln, die in Felsen gehauen sind, angefüllt, so weit das felsige
Ghatsgebirge reicht, und noch lange nicht sind alle diese Tem-
pel erforscht. Die merkwürdigsten davon sind folgende:
Auf der Küste Malabar liegt die Stadt Bombay. Ihr gegen-
über ist die kleine Insel Elephante. Hier findet man in den
Felsen gehauen einen großen Tempel, nebst vielen Nebengemächern.
Der Haupttempel ist 120 Fuß lang und breit; seine Decke ruht
auf hohen Säulen, die aus dem Felsen gehauen sind. Eben so
die Nebenkammern. Die Wände sind mit Reliefs bedeckt, die zum
Theil so erhaben gearbeitet sind, daß die Figuren fast ganz hervor-
treten und nur mit dem Rücken am Felsen hangen; ein Beweis,
daß sie so alt wie der Tempel selbst sind. Die Abbildungen sind
aus der indischen Mythologie genommen, und stellen hauptsächlich
die drei Gottheiten: Brama, Vischnu und Schiwa, nebst ihren
Untergöttern in verschiedenen Verhältnissen dar. Alles ist so sorg-
fältig ausgearbeitet, Kopfschmuck, Hals- und Ohrringe, Gürtel
u. s. w., daß eine geraume Zeit dazu gehört haben muß, alles
Dies zu vollenden. Uralt müssen diese Bildwerke sein: denn ob-
gleich die Steinart, ein Thonporphyr, zu den allerhärtesten gehört,
so sind doch manche Figuren an den Wänden schon so verwittert, daß
man sie kaum noch erkennen kann. Wie viele Jahrhunderte müs-
sen an diesen Höhlentempeln vorübergegangen sein, ehe sie die
Härte des Steins so zernagt haben!
Gleich neben Elephante liegt die Insel Salsette. Auf ihr
ist ein hoher Berg, der durchweg ausgehöhlt worden ist. Der eine