1867 -
Breslau
: Max
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
26 Alte Geschichte. 1. Periode. Assyrer. Niños. Semiramis. Babylon.
süchtig und führten häufige Kriege untereinander und mit den
benachbarten Reichen.
Zu der Zeit, wo Abraham lebte, vielleicht noch früher —
man glaubt 2200 Jahre vor Christus, lebte in Assyrien ein wil-
der Eroberer, Niños, der große Züge, wie später Sesostris in
Aegypten, unternahm, und Babylonien und Medien eroberte. Er
erbaute Ninive, eine ungeheuere Stadt. Sie hatte an l2 deutsche
Meilen int Umfange; die Mauern waren 100 Fuß hoch und so
breit, daß oben drei Wagen nebeneinander fahren konnten. Auf
ihnen standen 1500 Thürme, jeder 200 Fuß hoch. Wir würden
die Beschreibung von der Größe der Stadt für Fabelei halten,
hätten wir nicht in Indien und Aegypten noch. Ruinen übrig, die
uns die Möglichkeit solcher Riesenstädte und den Geschmack des
Alterthums daran beweisen. Und doch waren von Ninive bis Bor
kurzem nur geringe Spuren vorhanden: erst in letzterer Zeit hat
ein Engländer Layard durch Ausgrabilng merkwürdige Ueberreste
der einst so herrlichen Stadt ans Licht gebracht.
Noch berühiilter als Niños ist seine Frau Semiramis, von
deren Schönheit und Klugheit die alten Geschichtschreiber nicht
genug Rühmens machen können. Sie war so schön, daß sie (nach
der Volkserzählung) durchaus die Tochter einer Göttin (Derketo)
sein mußte, die sie gleich nach der Geburt ausgesetzt hatte, woraus
Tauben sie mit Milch und Käse ernährten. Als Niños sie zu-
fällig kennen lernte, beschloß er, sie zu heirathen, und wirklich
scheint sie auch eine außerordentliche Frau gewesen zu sein. Nach
des Niños Tode bestieg sie selbst den Thron und setzte die Er-
oberungen ihres Mannes fort. Sie unternahm Züge nach Aegyp-
ten, Aethiopien, Indien, und das Alles mit Ungeheuern Heeren.
Am größten erscheint sie aber durch ihre gewaltigen Bauwerke.
Sie baute Babylon, oder, was wahrscheinlicher ist, sie baute es
aus und verschönerte es. Von den großen hier durch sie errich-
teten Anstalten nur Einiges: Babylon wurde in ein regelmäßiges
Viereck gebaut, und der Euphrat floß mitten hindurch. Jede
Seite der Mauer war über 2 Meilen lang und über 50 unserer
Ellen hoch. Oben prangten 250 Thürme; 100 eherne Thore
führten in die Stadt, und längs dem Flusse war eine Mauer
auf beiden Seiten errichtet, durch welche eben so viele eherne
Thore nach dem Wasser hinsührten, wie Straßen auf die Mauer
stießen. Die Straßen selbst waren schnurgerade, und durchschnitten
sich alle in rechten Winkeln. Ueber den Fluß ließ sie eine Brücke