1867 -
Breslau
: Max
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Alte Geschichte. 2. Periode. Römer.
Patriciern und Plebejern fehlte es freilich nicht, indessen fiel doch
nichts vor, was das ganze Volk so aufgeregt hätte, als die Be-
gebenheit mit der Virginia. Aber 60 Jahre darauf ereignete
sich ein Vorfall, der nicht nur die Zerstörung der Stadt herbei-
führte sondern auch leicht dem ganzen römischen Staat seine
Existenz hätte kosten können.
Eine Stadt in Etrurien, Clusium, dieselbe, wo Porsenna
König gewesen war, schickte Abgesandte nach Rom. „Liebe Rö-
mer/' sprachen die, „kommt doch und helft. Ein wildes Volk —
Gallier nennen sie sich — belagert unsere arme Stadt. Es sind
große, ungeschlachte Männer, wie Riesen; sie kommen über das
Gebirge (Apenninen) her und sind wild wie das Land, aus dem
sie kommen." Diese Gallier, die den Namen der sennonischen
führten, waren früher über die Alpen nach Italien gekommen
und hatten sich seit kurzem am adriatischen Meere, südlich von
den Po-Mündungen, niedergelassen. — Die Römer überlegten,
was zu thun sei. Sie wollten nicht gern gleich Krieg anfangen
und schickten daher drei Brüder, die Fabier, an die Gallier ab,
sie abzumahnen; sonst, drohten sie, würden sie den Clustern bei-
stehen. Diese Gesandten wurden vor den König der Gallier,
Brenn ns, geführt und richteten ihren Auftrag aus. Brennus
antwortete, er habe zwar eben jetzt zum ersten Male den Namen
der Römer nennen gehört; doch wolle er gern glauben, daß sie
brave Leute wären, weil die Clusier in der Noth zu ihnen ihre
Zuflucht genommen hätten. Auch ihm sei es ganz recht, wenn
die Sache friedlich abgemacht würde; dies könne aber nur ge-
schehen, wofern die Clusier, die mehr Aecker besäßen als sie ge-
brauchten, den Galliern von ihrem Uebersiusse abgeben wollten.
Schlügen dies die Clusier ab, so würden sie, die Gallier, darum
kämpfen in Gegenwart der römischen Gesandten, damit diese in
Rom verkündigten, wie weit die Gallier alle Völker an Tapferkeit
überträsen. „Wahrlich!" erwiederten die Fabier, „eine sonderbare
Art, sich Länder zu erwerben! Was für ein Recht habt ihr denn
auf dies Land?" — „Wir führen", rief Brennus, „unser Recht
auf der Spitze unserer Schwerter, und tapfern Leuten gehört
Alles!"
Ueber diese kecke Antwort ärgerten sich die Fabier; aber statt
den Umständen nachzugeben und die Clusier zu einem Vergleiche
zu ermahnen, begaben sie sich in die Stadt und redeten den Ein-
wohnern noch mehr zu, nicht nachzugeben, sondern die Gallier