1867 -
Breslau
: Max
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
182 Alte Geschichte. 3. Periode. Macedonier.
In Persien regierte damals ein gutmüthiger, aber schwacher
König, Dar ins Kodomannus. Er war solchen Zeiten der Ge-
fahr und Umwälzung nicht gewachsen und sein Volk nach und
nach so entartet und verweichlicht, daß keine Spur mehr von des
Cyrus Geiste in ihm zu finden war. Mit einem solchen Volke
konnte 'Alexander wenigstens den Versuch machen; mißlang dieser
auch, so brauchte er doch nicht zu fürchten, daß die Perser ihn,
wie einst zu Miltiades' und Themistokles' Zeiten, bis nach Eu-
ropa verfolgen würden. Alexander setzte über den Hellespont
nach Asien über (bei Sestos und Abydos), besuchte auf der Ebene
von Troja die Grabmäler des Achilles und Patroklos. und rief bei
dem Grabe des Ersteren aus: „O du glücklicher Achill! Du hast
im Leben einen Freund in Patroklos und im Tode einen Homer
gefunden, der deine Thaten besungen und dein Andenken un-
sterblich gemacht hat!" — Dann ging es weiter. Noch war die
Nachricht von seinem Anzuge kaum bis zu Darius gelangt; aber
dessen Statthalter in Klein-Asien hatten schnell ein Heer zu-
sammengerafft und traten damit dem macedonischen Helden ent-
gegen. Nur eiu kleines Flüßchen, der Granikus (er geht in
das Meer von Marmora), war zwischen ihnen. Noch überlegte
man, ob man hinübergehen sollte oder nicht, und Parmenio,
ein alter Feldherr Alexanders, Widerrieth es. „Nein!" rief plötz-
lich Alexander, „da müßte sich ja der Hellespont schämen, wenn
dies Flüßchen uns aufhalten sollte!" — und so drückte er dem
Pferde die Sporen ein und jagte mit der Reiterei hindurch auf
den Feind los. Aber bald wäre er ein Opfer seines Muthes
geworden. Zwei persische Generale sprengten auf ihn ein; denn
ob er gleich nicht von großer Statur war, so unterschieden ihn
doch sein wilder Muth und der hohe wallende Federbusch auf
dem strahlenden Helme. Tapfer hieben sie sich herum; endlich
traf der Eine seinen Helm mit einem so kräftigen Hiebe, daß er
entzweisprang, und schon hob der Andere den Arm auf, um dem
Wehrlosen den Kopf zu spalten. In diesem Augenblicke der
Todesgefahr jagte einer seiner Generale, Klitns, herbei und
rannte — eben noch zur rechten Zeit — dem Feinde die Lanze
durch den Leib. Den Andern tödtete dann Alexander selbst.
Die Schlacht wurde gewonnen, und im erbeuteten persischen La-
ger fand man große Schätze; denn die Perser pflegten alle ihre
Kostbarkeiten mit sich zu führen. Die Beute wurde unter Mace-
donier und Griechen getheilt; er selbst behielt nichts; denn Eigen-