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1. Theil 1 - S. 183

1867 - Breslau : Max
Alexander der Große. 183 nutz war seine Sache nicht. Dann zog er weiter. Auf seinem Zuge mitten durch Klein-Asien kam er in eine Stadt, die Gor- dion hieß. Hier, erzählte man ihm, sei der berühmte gordische Knoten, von dem ein altes Orakel gesagt hatte: wer ihn nicht lösen könnte, würde auch Asien nicht erobern. Es hatte damit folgende Bewandtniß. Vor uralten Zeiten lebte in dem Lande ein Landmann Namens Gordios. Der pflügte einmal auf seinem Acker; da kam ein Adler geflogen und setzte sich ganz dreist auf das Joch seiner Stiere und blieb den ganzen Tag sitzen. „Was mag das zu bedeuten haben?" dachte Gordios. Geschwind ging er nach einer benachbarten Stadt (Telmessos), deren Einwohner in dem Rufe standen, gute Wahrsager zu sein, und fragte ein Mädchen, das ihm begegnete, wo wohl ein geschickter Wahrsager wohnte? „Ich kann dir selbst darin dienen," antwortete das Mädchen; „sage an, was ist dir widerfahren?" Da erzählte denn Gordios die Geschichte mit dem Adler. „Der Adler bedeutet," meinte die Wahrsagerin, „daß du einmal König werden wirst." — Der Landmann freute sich, heirathete das Mädchen und blieb fürs erste bei ihr. Nach einiger Zeit entstanden in seinem Vater- lande Streitigkeiten, und die Einwohner fragten das Orakel, was sie machen sollten, daß die Ruhe wieder hergestellt würde? „Wenn ihr nach Hause geht," lautete die Antwort, „werdet ihr einem Wagen begegnen; den Mann, der darin sitzt, macht zu euerm Könige." — Um diese Zeit wollte Gordios einmal seine Ver- wandten daheim besuchen und reiste in sein Vaterland. Plötzlich sah er seinen Wagen umringt; man hob ihn heraus und begrüßte ihn als König. Anfangs wußte er nicht, wie ihm geschah und hielt die Leute für närrisch; endlich wurde ihm der Zusammenhang erklärt und er ließ es sich gefallen, König des Landes zu werden. Zum Andenken an die Begebenheit wickelte er das Geschirr um das Joch, umwand es mit Bast, schürzte einen künstlichen Knoten, an dem man weder Anfang noch Ende sah, und hing Alles in einem Tempel auf. Dies war der bekannte gordische Knoten, den bis- her Keiner hatte lösen können. — Wenn Alexander auch vielleicht verständig genug war, über den Aberglauben zu lachen, so durfte er doch, um des Volkes und der Soldaten willen, den Knoten nicht ungelöst zurücklassen. Er besann sich schnell und zerhieb mit dem Schwerte die verschlungenen Fäden. Endlich kam er nach Cilicien, der hintersten und südlichsten Provinz Klein-Asiens, und nahm sein Quartier in Tarsus. Ein
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