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1. Theil 1 - S. 185

1867 - Breslau : Max
Alexander der Große. 185 der in Alexanders Hände, aber auch, was den Darius noch mehr betrüben mußte, seine Mutter, die liebste seiner Frauen und zwei seiner Töchter nebst seinem unmündigen Sohne. Als diese Frauen hörten, daß die Waffen und der Wagen des Königs von den Macedoniern aufgefangen waren, wurden sie sehr betrübt; denn sie zweifelten nun nicht an dem Tode desselben. Sogleich schickte Alexander einen seiner Generale zu ihnen und ließ ihnen sagen: Darius sei weder todt noch gefangen, sondern glücklich entkom- men; sie möchten sich daher trösten, es solle ihnen nichts Böses geschehen. Am andern Tage ging er selbst in Begleitung seines Lieblings Hephastion zu ihnen ins Zelt, und da sie diesen, der größer als Alexander war, für den König hielten und daher vor ihm niederfielen, so trat er bescheiden zurück und wies sie an Alexander. Die Damen waren bestürzt und fürchteten, dieser möchte empfindlich sein, daß sie ihn nicht gleich erkannt hatten; aber höflich erwiederte er: es habe gar nichts zu sagen, auch He- phästion sei ein Alexander. Und die ganze Zeit ihrer Gefangen- schaft wurden sie mit der größten Auszeichnung behandelt. Die bei Jssus gemachte Beute war so groß, daß seit der Zeit die bisherige Genügsamkeit an Alexanders und seiner Offi- ziere Tafel verloren ging. Er selbst war oft der Mäßigste von Allen; er trank selten viel, aber er saß gern lange beim Glase Wein und prahlte dann von seinen Thaten auf eine unaussteh- liche Weise. Mit vollen Händen theilte er das Geld unter seine Soldaten aus, die ihn dafür bei jeder Gelegenheit hoch leben ließen, und er war nie froher, als wenn er Alles um sich herum recht lustig sah. Bald aber merkten ihm seine Begleiter die Schwäche ab, daß er sich gern schmeicheln lasse, und nun erhoben sie ihn bis zu den Göttern; ja, seine Thaten wurden noch höher gesetzt als Alles, was Perseus, Theseus, Herkules upd andere Heroen gethan hatten. Unvermerkt wurde dadurch sein Verstand benebelt und der unbändige Stolz erzeugt, der ihn von nun an nicht wieder verließ. Für sich selbst hatte Alexander das We- nigste aus der Beute behalten, nur Einiges wie zum Andenken. Darunter war ein reichlich mit Edelsteinen besetztes und sehr künstlich gearbeitetes Kästchen, in welchem Darius wohlriechende Specereien zu bewahren pflegte. Alexander warf diese heraus. „Ich will", sagte er, „etwas Kostbareres hineinlegen; denn Spe- cereien brauche ich nicht." Und was legte er hinein? — Homers Ilias, und zwar das von Aristoteles durchgesehene Exemplar.
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