1867 -
Breslau
: Max
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Zweiter punischer Krieg. Scipio und Hannibal. Schlacht bei Zama. 225
der Schande retten könne, schickte er ihr durch einen treuen Skla-
ven einen Giftbecher. Sie gehorchte, trank das Gift und entging
fo der ihr zugedachten Schande. — In Rom war man über die
Siegesnachrichten außer sich vor Freude. Männer und Weiber
liefen mit Freudengeschrei durch die Gassen, die unbekanntesten.
Menschen fielen sich entzückt in die Arme und Alles drängte sich
nach den schnell geöffneten Tempeln, um hier dem tiefgefühlten
Danke gegen die segnenden Götter Luft zu machen. Dagegen
bemächtigte sich der Karthager Angst und Grauen. Wie mochten
sie jetzt bereuen, daß sie den Hannibal so vergebens nach Unter-
stützung hatten rufen lassen! Sie riefen ihn nun schnell zurück
und er ^verließ, unaufgehalten von den Römern, das Land, das
16 Jahre hindurch der Schauplatz seiner Thaten gewesen war.
In Afrika traf er bei Zama mit den Römern zusammen. Beide
Feldherren fühlten wohl, daß diese Schlacht den ganzen Krieg
entscheiden würde; Hannibal war daher wegen des Ausgangs
nicht wenig besorgt; denn Karthago mußte, wenn die Schlacht
verloren ging, das Aergste von der Erbitterung der Römer fürch-
ten. Er bat daher den Scipio um eine Unterredung; sie wurde
bewilligt. Zwischen beiden Heeren, auf einem freien Platze, traten
die beiden größten Feldherren ihrer Zeit zusammen. Sie hatten
so erbittert sich bekämpft, waren beide von wechselseitiger Achtung
erfüllt und sahen sich hier zum ersten Male. Mit Bewunderung
standen Beide anfangs einander gegenüber, sich sprachlos betrach-
tend. Endlich nahm Hannibal zuerst das Wort, erinnerte an die
Veränderlichkeit des Glücks, die er seit der Schlacht bei Cannä
erfahren hätte und die auch den Scipio treffen könnte, und schlug
eine Ausgleichung vor: Rom solle nur Frieden bewilligen; dann
wolle Karthago Spanien und alle Inseln des mittelländischen
Meeres für immer an Rom abtreten. „Hättest du", antwortete
Scipio, „so gesprochen, ehe ich nach Afrika ging und den Sieg
bis vor die Mauern von Karthago trug, so wären wir es ein-
gegangen. Run ist es zu spät. Wer könnte auch euch Karthagern
trauen; oft schon habt ihr uns das Wort gebrochen. Also mag
die Schlacht entscheiden." — Mit Kummer und böser Ahnung im
Herzen kehrte Hannibal zum Heere zurück, Scipio getrosten Muthes.
Beide thaten Alles, was man von solchen Männern erwarten
kann, wenn Alles auf dem Spiele steht. Das Glück entschied für
Rom (202 vor Christus), und nun blieb den Karthagern nichts
übrig, als den Frieden unter jeder Bedingung zu begehren. Diese
Wettgeschichte für Töchter. I. 14. Ausl. 1ö