1867 -
Breslau
: Max
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
246 Alte Geschichte. 3. Periode. Römer.
welches Frauen im stillen Kreise ihrer Häuslichkeit
wirken.
Durch die vielen Eroberungen waren ungeheuere Schätze nach
Rom gekommen, mit denen der Reichthum unseres reichsten Staates,
England, gar nicht verglichen werden kann; denn gerade einige
der eroberten Länder waren im Besitze unermeßlicher Schätze ge-
wesen. So hatte z. .B. ein vornehmer Römer, Lncullus (der-
selbe, der zuerst die Kirschen von Klein-Asien nach Europa ge-
bracht hat), den Krieg gegen Mithridat in Klein-Asien nach
Sylla's Tode glücklich fortgesetzt, und ließ bei seinem Triumphe
unter Anderm eine sechs Fuß hohe Bildsäule dieses Königs von
purem Golde und einen Schild desselben, der ganz mit köstlichen
Edelsteinen besetzt war, hinter seinem Wagen einhertragen. Auf
20 Tragen trug man das Silbergeschirr, auf 32 andern die
goldenen Gefäße und andere Pretiosen; goldene Bettstellen kamen
noch besonders vor, und 160 Maulesel trugen das gemünzte
Gold und Silber. Das ist nur Ein Beispiel unter vielen.
Aber die Kriegsbeute allein machte die Römer nicht so reich.
Es war Gebrauch, die eroberten Länder durch Statthalter regieren
zu lassen. Diese Leute gingen in der Regel nur dahin ab, um
reich zu werden.. Mit großen Fässern voll Weins reisten sie ab
und dieselben Fässer brachten sie mit Gold und Silber gefüllt
zurück. Außer ihnen plagten nun noch alle die andern Römer,
die in dev Provinz angestellt waren, die armen Einwohner und
drückten sie durch fast unerschwingliche Abgaben. Denn wenn
die Einwohner Geld aufbringen sollten und nicht konnten, so
waren gleich römische Wucherer bei der Hand, die ihnen das Geld
zu ungeheueren Zinsen vorschossen, ihnen aber, wenn sie hernach
das nun viel höhere Capital nicht bezahlen konnten, ihre Kinder
entrissen und als Sklaven verkauften, oder die Bildsäulen der
Götter ihnen aus den Tempeln nahmen; ja, Manche mußten sich
ihren unbarmherzigen Gläubigern selbst als Sklaven hingeben.
So fand der schon erwähnte Lncullus, da er als Statthalter nach
Klein-Asien geschickt wurde, hier die abscheulichsten Mißbräuche.
Sylla hatte einer der kleinasiatischen Provinzen etwa 24 Millionen
Thaler abgepreßt, und einige Wucherer waren so mitleidig ge-
wesen, den armen Einwohnern die Summe zu 50 Procent Zin-
sen (!) vorzuschießen, so daß die Schuld, da Lucullus hinkam, bis
zu 144 Millionen Thaler angelaufen war. Wo sollten die Leute
das hernehmen? Da erbarmte sich ihrer der menschenfreundliche