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1. Theil 1 - S. 281

1867 - Breslau : Max
Antonius. Kleopatra. 281 die Knöchel darin watete. So sehr sich auch Antonius Mühe gab, sie auf ähnliche Art zu bewirthen, so war doch alle An- strengung vergebens. Einmal wetteten Beide, wer dem Andern die kostbarste Mahlzeit geben könnte. Antonius fing an und ließ aus allen Gegenden des römischen Reichs die Zuthaten durch eigens dazu bezahlte Boten zusammenholen, und glaubte nun, die Kleopatra besiegt zu haben. Aber weit gefehlt! Sie bewirthete ihn ganz einfach und doch kostbarer. Sie setzte ihm einen Becher mit Essig vor und löste darin eine seltene Perle auf, die wohl über eine halbe Million Thaler Werth sein mochte. Bei diesem wüsten Leben wurde natürlich an Geschäfte gar nicht gedacht, und da Kleopatra nach Alexandrien zurückging, folgte ihr Antonius, der schon nicht mehr ohne sie leben zu können glaubte, bald darauf nach, und da wurden denn die Schwelgereien wieder fortgesetzt. Uebrigens glaube man nicht, daß sich Kleopatra viel aus Antonius machte. Sie war viel klüger als er, und machte sich oft förmlich lustig über ihn. Blos weil er so viel im römischen Reiche zu sagen hatte, ging sie ihm so nach. Einmal angelten sie im Nil und Antonius fing nichts. Er ärgerte sich darüber, daß ihn Kleopatra auslachte, und schickte daher Taucher unter das Wasser, welche schon gefangene Fische ihm an den Angelhaken stecken mußten. Kleopatra merkte das bald, war aber still und lud ihn ein, am folgenden Tage das Vergnügen fortzusetzen. Er kam und warf wiedes die Angel aus; die Taucher waren wieder bei der Hand; aber Kleopatra hatte sie bestochen, einen eingesalzenen Fisch anzustecken. Sobald er nun die Angelschnur sich bewegen sah, zog er sie geschwind heraus und — wurde ausgelacht. „Mein lieber Antonius," sagte darauf Kleopatra, um den Spaß zu versüßen, „überlaß uns künftig das Angeln und fange du dafür lieber Städte, Völker und Reiche." — Dergleichen Thorheiten mußten ihn der klugen Frau natürlich verächtlich machen. Was mußte sie von seinem Verstände denken, wenn er — und das war sein Lieblingsver- gnügen — verkleidet in Alexandrien umherlief und die gemeinen Leute, die vor den Thüren oder an den Fenstern saßen, neckte, oder in Sklavenkleidung des Nachts umherstrich, Alle, die ihm begegneten, anpackte und ihnen irgend einen Streich spielte? Da- bei wurde er gewöhnlich ausgeschimpft oder bekam gar Schläge; aber das machte ihm gerade recht viel Spaß. Und das war ein Mann, der das halbe römische Reich regieren sollte!
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