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1. Theil 1 - S. 283

1867 - Breslau : Max
Antonius. Octavia. 283 würde ertragen können, die Octavia in Italien zurück. Das gute Weib ließ ihn ungern allein ziehen; es war, als wenn ihr Unglück ihr ahnete; aber sie hoffte, ihren Mann bei Octavius vertreten zu können und blieb. Kaum war Antonius allein, so war er ganz wieder der Alte. Octavia wurde vergessen, und die Tage der Freude, die er mit Kleopatra verlebt hatte, standen wieder lebhaft vor seiner Seele. Sobald er nach Asien gekommen war, schickte er gleich zu ihr und ließ sie zu sich einladen. Sie hatte darauf längst gehofft; sie kam und hatte ihn nun wieder ganz am Gängelbande. Zwar hatte er gerade einen gefährlichen Krieg mit den Parthern vor; aber er eilte, ihn zu beendigen, reiste dann mit ihr nach Alexan- drien, hielt hier gar einen Triumph und versank von neuem in die geistige Schlaffheit, aus der er ffch nie wieder ganz ermannen konnte. Was mochte die edle Octavia bei der Nachricht von seiner Aufführung empfinden! Eine Andere hätte ihm vielleicht gleich alle Verbindung aufgekündigt und ihren Bruder vermocht, sie zu rächen. Von dem Allen that sie aber nichts; im Gegen- theil suchte sie ihren treulosen Mann bei ihrem Bruder, der über ihn höchst aufgebracht war, zu entschuldigen. Sie bat so lange, ihn besuchen zu dürfen, bis es ihr Bruder erlaubte. Sie hoffte, daß es ihr gelingen würde, ihn wieder zur Vernunft und Pflicht zurückzubringen. — Wie erschrak sie aber, als sie in Athen einen Brief vorfand, in welchem Antonius ihr befahl, nicht weiter zu reisen; er habe jetzt eben einen Krieg vor und da könne er sie nicht sprechen. Octavia erblaßte. Sie schrieb wieder: wenn er sie durchaus nicht sehen wollte, so möchte er ihr wenigstens sagen, wo sie die Sachen, mit welchem sie ihm eine Ueberraschung hätte machen wollen: Soldatenkleidungen, Pferde, Maulthiere und Geld, lassen sollte. Schon schwankte Antonius; so viel Herzensgüte rührte ihn, und er wollte schon einen reuigen Brief an sie schrei- den. Da trat aber Kleopatra zu ihm. „Wie!" rief sie, „du willst sie kommen lassen und mich verstoßen? Mich, die ich dir so treu überall hingesolgt bin und so viel ausgeopfert habe?" — Dabei wußte sie so geschickt mit ihren Thränen umzugehen, that, als ob sie sterben würde vor Granl, und ihre Freunde redeten dem Antonius unaufhörlich vor, daß er sie doch nicht ausopfern möge; sie sei ja eigentlich seine rechte Gemahlin; die Heirath mit Octavia sei nur aus Politik geschlossen u. s. f. Das Alles hatte Antonius nur hören wollen, um sein Gewissen zu betäuben.
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