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1. Theil 1 - S. 295

1867 - Breslau : Max
Hermannsschlacht. Germanicus. Thusnelda. 295 sich erbarmen wolle. Geschwind wurde Tiberius mit einem Heere nach dem Rheine gesandt, um den Andrang der Deutschen auf- zuhalten. Aber wie wunderte sich dieser, als er da Alles ruhig fand. Die Deutschen wollten nichts erobern, sondern waren zu- frieden, ihr Land von fremder Willkür befreit zu haben. Diesem Siege des Armin verdanken wir, daß wir Deutsche sind, deutsche Sitten, deutschen Sinn und deutsche Sprache haben. Hätten die Römer die Herrschaft über Deutschland behalten, so wären wir ein so gemischtes Volk wie Franzosen, Spanier und Italiener, und eben so würde unsere Sprache dann ein Gemisch der lateinischen und der einheimischen Mundart sein. Armin hatte späterhin das Unglück, seine geliebte Thusnelda zu verlieren. Sie wurde einst mit ihrem Manne von dem heimtückischen Segest überfallen und gefangen gesetzt. Segest trennte sie von Armin, den er in einem andern Kerker verwahrte. Erst als des Drusus Sohn, Germanicus, einen Einfall in Deutschland unternahm, mußte Segest auf das Andringen des Volks seinen Schwiegersohn freigeben. Nicht so die unglückliche Thusnelda. Sie blieb die Gefangene ihres Vaters, bis Germa- nicus nach der Feste kam, in welcher sie verwahrt wurde. Nun war sie eine Gefangene der Römer. Was mußte das arme Weib empfinden in den Händen des Volks'zu sein, das sie und ihr Mann so tief haßten! Ohne Thränen starrte ihr Auge zur Erde; der Einzige, der sie retten konnte, war entfernt. Germanicus führte sie fort über den Rhein. Als Armin das Schicksal seines Weibes erfuhr, gab er sich seinem Schmerze ganz hin. Er durch- rannte das Land der Cherusker. „Zu den Waffen!" rief er, „zu den Waffen! O des trefflichen Vaters, der sein eigenes Kind ver- räth! O des großen Feldherrn, der gegen schwache Weiber Krieg führt! Darum also mußte er mit einem mächtigen Heere herbei- ziehen, um ein wehrloses Weib zu fangen? Erhebt euch, ihr Cherusker, in eurer Stärke, und folgt mir, dem Feldherrn des Ruhms und der Freiheit!" Wohl wurden die Römer abermals aus Deutschland hinausgeworfen, aber Thusnelda blieb gefangen. Als Germanicus in Rom im Triumph einzog, wurde auch sie mit ihrem noch nicht dreijährigen Knaben vor dem Wagen des Siegers unter den übrigen Gefangenen aufgeführt. Keiner zog so wie sie die Blicke aller Zuschauer auf sich, unter denen auch ihr Vater Segest zu stehen sich nicht entblödete. Ueber ihr und ihres Knaben weiteres Schicksal schweigt die Geschichte. Auch
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