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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 5

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Der Ungehorsam und seine Strafe. — Der Brudermord. 5 alles Daseins, sondern über die Geburt ihrer Götter hinaus bleibt ein dunkler, materieller Urgrund aller Dinge, aus dem die Götter ebenso gut hervorgehen als die anderen niederen Wesen auf der Welt, die be- lebten und unbelebten, und in den alle wieder zurückkehren und sich ver- lieren werden, wenn die Periode ihres Lebens und Daseins abgelaufen ist. Eben deßwegen hat bei ihnen auch das Menschengeschlecht nicht Einen Schöpfer, sondern jedes Volk hat seinen eigenen Stammvater, bald einen Gott, bald einen Halbgott. Oder die göttliche Erdmutter hat nach der Mythe eines andern Volkes seinen Stammvater, den ersten Sterblichen, aus ihrem Schooße hervorgebracht; viele Völker rühmten sich solchen Ursprunges als eines nationalen Adels und wiesen es als eine Entwürdigung von sich, daß sie mit andern Nationen, die sie haßten oder verachteten, gemeinschaftlichen Ursprung haben sollten. So erhob sich nicht ein einziges heidnisches Volk zu der ächten menschlichen Würde, indem keines in allen Mitmenschen seine Mitbrüder, die Kinder eines und des- selben himmlischen Vaters anerkannte, und deßwegen konnte auch das hoch- gebildeteste Volk der vorchristlichen Zeit die schönste Blüte der Menschheit nicht entwickeln; dies blieb dem Christenthume aufbewahrt, welches den Menschen wieder dem himmlischen Vater zurückgibt und die entzweite Menschheit durch ein höheres Band vereinigen will. Eine dunkle Ahnung des paradiesischen Friedens ist alles, was bei einzelnen Völkern deutlich nachklingt: ihre Dichter singen von einem goldenen Zeitalter, wo die Götter den Sterblichen nahe waren, die Natur keine Schrecknisse bot, die Menschen keine Nahrungssorgen kannten und von Haß und Streit nichts wußten. Diese Lieder sind nicht etwa die Erzeugnisse der Phan- tasie der Dichter, sondern, wie sie ausdrücklich gestehen, sind es die ur- alten Sagen, deren Hauch zu ihnen, den Söhnen des ehernen Zeitalters, herüberwehte und sie zur wehmüthigen Klage stimmte. Der Ungehorsam und seine Strafe. — Der Brudermord. Das Glück der ersten Menschen dauerte nicht lange, denn sie wurden den Geboten Gottes ungehorsam und aßen von der verbotenen Frucht. Zur Strafe mußten sie Eden verlassen und ein Leben voll Mühe und Arbeit beginnen; im Schweiße ihres Angesichts sollten sie und ihre Nachkommen ihr Brot essen, Mangel und Entbehrung, Sorge und Kummer die Arbeit begleiten — und endlich kommt der Tod, und der Leib zerfallt in Staub, aus welchem er genommen ist. Und Adam mußte den Tod schauen, bevor er selbst demselben unterlag; ein Jüngling, Abel, wurde das erste Opfer des Todes, ermordet von der Hand seines Bruders Kain. Seitdem ist die Erde oft von Blut geröthet worden; wenn die
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