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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 16

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
16 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie. gleiche Recht einräumen; auch die Gräuel der indischen Götterfeste, Selbstmorde und Unzucht werden nicht gehindert, und nur gegen den Gebrauch, daß indische Weiber sich über dem Grabe ihres Mannes selbst verbrennen, ist die britische Negierung eingeschritten. Sie unterstützt die Missionen, welche von den vielnamigen protestantischen Parteien mit einem erstaunlichen Auswande von Geldmitteln betrieben werden, aber einen sehr geringen Erfolg haben, mehr indem sie dieselben gewähren läßt, als durch Geldopfer und keineswegs durch Beschränkung der Thätigkeit der Bra- minen, Fakire und der mohammedanischen Eiferer. Daneben verarmt das an edlen Metallen und Naturerzeugnissen so reiche Indien mit jedem Jahre zusehends, weil die wohlfeilen Arbeiten der englischen Fabriken das Gewerbe des Hindu, welches er ohne Hilfe von Maschinen, allein oder nur mit seiner Familie betreibt, zu Grunde richten, so daß die edlen Metalle für englische Fabrikate massenhaft an die Themse wandern, ohne daß durch den Verkauf der Naturerzeugnisse Indiens das Gleichgewicht hergestellt würde. Das braminische Volk ist keine Nation mehr, es besteht nock- unter den Nationen unserer Tage wie unter den Bauwerken eine Ruine, aus welcher die Wissenschaft eine Kunde über alte Zeiten zu gewinnen bemüht ist. Die im Volksmunde erloschene Sprache, in welcher die heiligen Bücher der Braminen geschrieben sind, das Sanskrit, beschäftigt vorzugsweise die Sprachforschung, und der Fleiß und Scharfsinn deutscher Gelehrten hat hierin das Ausgezeichnetste geleistet. Das Sanskrit über- trifft an Wohlklang und innerer Entwicklung alle anderen Sprachen, und ist also für sich allein schon ein vollgiltiger Beweis, auf welch' hoher Stufe geistiger Ausbildung das Volk der Hindu vor seiner geschichtlichen Zeit stand. Das Sanskrit zeigt sich mit den edelsten Sprachen in- nig verwandt, z B. mit der altpersischen, griechischen, lateinischen und unserer deutschen. Als Töchter einer gemeinschaftlichen Mutter bilden sie den sogenannten indogermanischen Sprachstamm, und beweisen uns, daß auch diese Völkersamilien einem und demselben Urstamme entsprossen sind. Alle diese Sprachen benennen nicht bloß Theile des Körpers, son- dern auch den Acker, gezähmte Thiere, die Geschäfte des Ackerbaues und der Viehzucht ganz ähnlich, oder die Benennungen sind, wenn auch verschieden, doch aus einer gemeinschaftlichen Wurzel genommen; außer den Zahlen sind auch eine Menge Abstrakten gemeinschaftlich in der Form von Verben, Substantiven und Adjektiven. Daher dürfen wir mit der größten Sicherheit schließen, daß der Stamm, von welchem diese ver- schiedenen Völkerzweige ausgingen und die gemeinschaftliche Ursprache in verschiedener Weise ausbildeten, schon eine hohe Stufe der Kultur erstiegen hatte, denn bei wilden Volksstämmen finden wir nimmermehr eine solche Sprache. Für diese uralte Bildung spricht auch der Ackerbau der Hindu, ihre Gartenkunst, und besonders die Geschicklichkeit, mit welcher
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