1857 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
32 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie.
(in Babylon Mylitta genannt), in welchen die Unzucht als eine der
Göttin dargebrachte Huldigung galt. Diesen Lasterdienst brachten die Phö-
nicier überall hin, wo sie sich niederließen, nach Kyprus, Kythera, Eryr,
dem ägyptischen Memphis u. si w., und verführten auch andere Völker
zu denselben Ausschweifungen. Die benachbarten Israeliten wurden mehr
als einmal nngesteckt, besonders wenn einzelne Könige den in Jerusalem
niedergelassenen Phöniciern die Erlaubniß zur Ausübung ihres Götter-
dienstes allzugnädig gewährten; selbst die Opfer des Moloch wurden bei
Jerusalem dargebracht (Gehenna), was bei den Griechen nie geschah,
obwohl sie sonst, besonders die asiatischen, von den Phöniciern viel in
ihren Glauben und Kultus aufnahmen (Adonis, Melicerthes).
Sechstes Kapitel.
Aegypten (vor 2000 — 525 v. Chr.).
Die 15 Meilen breite Landenge von Suez zwischen dem rothen und
mittelländischen Meere verbindet Palästina mit Aegypten, Asien und
Afrika, zu welchem Erdtheile Aegypten von den Griechen aber nicht
gerechnet wurde. Aegypten ist das untere Thal des Nils, des größten
Stromes, den die Alten kannten; er theilt sich etwa 20 Meilen vor seiner
Mündung in 7 Hauptmündungen und schließt mit ihnen das Niederland
ein, welches von seiner Form Delta genannt wird und die größte Erwei-
terung des Flußthales ist. Denn einwärts verengt es sich auf mehrere
hundert Stunden zu einem Einschnitte, dessen Durchmesser 1—4 Stunden
beträgt. Längs beiden Seiten des Thales ziehen niedere Fetsgebirge, auf
deren östlicher Seite die unwirthbaren Ufer des rothen Meeres liegen,
wogegen sich westlich die große Wüste ausdehnt, aus deren Meer von
feinem Sand und grobem Kieselgerölle nur wenige Oasen gleich Inseln
hervorragen. Auf jenen Felsrücken, welche das Nilthal einengen, vermag
kein Baum oder Strauch zu wurzeln; sie sind kahl und geben keiner
Quelle den Ursprung. Der Nil allein ist der Geber des Wassers, ohne
ihn wäre das Thal mit dem Sande der Wüste ausgefüllt, leblos und
öde; aber der wunderbare Strom macht es zu einem der fruchtbarsten
Länder der Erde. Er entspringt aus noch nie gesehenen Duellen im
innern Afrika; von den monatlangen Platzregen, welche in dem heißen
Erdgürtel eine erstaunliche Wassermasse herabgießen, schwillt er hoch über
seine Ufer an und beladet sich in den waldigen und sumpfigen Wildnissen
mit fettem Schlamm. ^Diese trübe Fluth steigt nun im Thale Aegyptens
über ihre Ufer und überrieselt die ganze Thalfläche; im Juni, zur Zeit
der Sommersonnenwende, fängt der Fluß in der Regel an zu steigen,