1857 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Aegypten.
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Bevölkerung ganz zu vernichten im Stande waren, welcher ein deutscher
Missionär, Knoblecher, das Christenthum mit dessen Segnungen zu
bringen unternommen hat.
Es ist, wie oben gesagt wurde, nicht erwiesen, ob von Meroö, dem
Priesterstaate, Kolonieen nach Aegypten hinabzogen und bis zu den
Nilmündungen vordrangen, oder ob umgekehrt Meroö von Aegypten
aus die Gründer seiner Ordnung erhielt, denn die Aufzeichnungen der
ägyptischen Priester sind nicht auf uns gekommen und die Hieroglyphen
ihrer Tempel sind noch nicht so weit enträthselt, daß die langen Reihen
von Pharaoneunamen uns zu sicheren Hallpunkten dienen könnten. Jeden-
falls war mehr als 2000 Jahre vor Christus Aegypten schon ein stark
bewohntes Land mit großen Städten, von denen Theben (Ammunei
— Ammonsstadt bei den Aegyptern; Tapi — Stadt, daher Theben) und
Memphis fdie Stadt des Menes) die bedeutendsten und die Residenzen
von Königen waren, die große Bauwerke aufführten. Nach dem Jahre 2000,
zwischen 1800 und 1600, herrschten, wenigstens über Unterägypten, die
Hyksos (d. h. Hirtenkönige) ohne Zweifel arabische Stämme, welche über
die Landenge eingedrungen waren. Von den Pharaonen zu Theben,
Misphramuthosis und Thutmosis, wurden die Eindringlinge vertrieben,
und Aegypten rühmte sich einer siebenhundertjährigen Periode der Macht
und des Glanzes. In dieser Zeit wurden die meisten Monumente in
und um Theben anfgeführt, welche schon Griechen und Römer bewunderten.
An den Säulen und Wänden derselben erscheinen die Namen: Misphra-
muthosis (Amenophis I.), Thutmosis, Amenophis H., der den Palast von
Luror baute (Memnon bei den Griechen), Thutmosis Ii., Ramesses I,
sein Bruder Ramesses H., der Erbauer des Riesenpalaftes zu Medinat
Abu, Amenophis Iii., Ramesses Ui. und Ramesses Iv., lauter Pharaonen-
namen , welche auch in dem Pharaonenverzeichnisse des ägyptischen Prie-
sters Manetho, das uns in dem Chroniken des Eusebius erhalten blieb,
aufgeführt werden. Der berühmteste von allen ist Ramesses Iii., um 1350
v. Chr., Sesoftris bei den Griechen, dessen Namen zugleich die meisten
Denkmäler tragen. Er befreite Aegypten vollends von den Einfällen der
Araber, indem er diese unterwarf, machte sich Aethiopien tributpflichtig,
unternahm einen Seezug nach Indien und drang zu Lande bis an den
Euphrat vor. Durch seine Kriegsgefangenen, deren er eine große Menge
hatte, ließ er Städte, Tempel, Paläste, Kanäle u. s. w. erbauen; er
zog auch eine Mauer von Heliopolis (On) an dem westlichen Nilarme
bis Pelusium, um das Nilland gegen die Heere der asiatischen Ero-
berer zu schützen. Aegypten theilte er in neun Statthaltereien, welche
die geregelten Steuern erhoben; das Volk selbst schied er in Kasten; er
that mit einem Worte alles Große und in den Augen der Priester
Lobenswerthe. Wie viel ihm wirklich angehört, ist nicht entschieden,
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