1857 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Aegypten.
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gierigen Schatzgräbers noch nicht entdecken konnte. Die größten Gräber
sind aber die Pyramiden, welche theils in Gruppen, theils einzeln
bei Gizeh, Embabe und Sakkare, 40 an der Zahl, sichen. Die drei
größten sind die des Cheops, Cephren und Mycerinus, wie Herodot die
ägyptischen Namen schreibt. An der des Cheops, erzählten die Priester
dem Griechen, arbeiteten 100,000 Menschen 30 Jahre lang; sie bleibt
jedenfalls ein Beweis, daß die niederen Kasten zu dem königlichen Grab-
male frohnen mußten. Sie ist aus Quadersteinen gebaut, 450 Fuß hoch,
und so lange sie ihre Spitze noch hatte, war sie wohl noch gegen 30 Fuß
höher; jede der vier Seiten ihrer Grundfläche mißt 720 Fuß. Ein enger
Gang (sie ist nämlich schon lange geöffnet und von Schatzgräbern und
wißbegierigen Europäern durchwühlt) führt allmälig aufsteigend in den
innern Raum; große Granitblöcke sperren den Weg, aber man hat
seitwärts einen andern gebrochen und gelangt auf ihm in eine Zelle,
die man für das Grabgewölbe anfieht. Eine zweite kleinere Zelle
nennt man das Gemach der Königin; in einer der Zellen wurde ein
leerer Sarkophag aus polirtem Granit gefunden. Kaum weniger
Erstaunen erregen die Obelisken, aus einem einzigen Felsstücke gehauen,
an der Grundfläche wenigstens 9 Fuß im Durchmesser haltend, bei einer
Höhe von 100—180 Fuß; sie sind mit Hieroglyphen bedeckt. Fast noch
größere Werke waren einige Tempel, die bis zur Stunde nicht ganz zer-
stört werden konnten und einst die Frohnarbeit von vielen hunderttausend
Menschen (die sich vielleicht zu dieser heiligen Frohne wetteifernd dräng-
ten) durch Jahrhunderte in Anspruch nehmen mußten. So ist z. B.
der Tempel in Apollinopoliö im eigentlichen Sinne aus Felsen gebaut,
die aber sorgfältig behauen und mit Bilderschrift überdeckt sind. Die
Stätte von Theben ist durch riesenhafte Reste der ehemaligen Prachtbauten
bezeichnet. Homer nennt Theben die hundertthorige Stadt, aber schon zur
Zeit Christi lag sie in Ruinen, welche von den Römern angestaunt wurden,
denen doch nicht leicht ein Werk großartig genug vorkam. Thebens Ruinen,
sagt der Augenzeuge Denon, welcher 1798 mit Napoleon Bonaparte in
Aegypten war, sind von solchem Umfange, daß man gerne den alten
Ueberlieferungen von der Größe und Volkszahl dieser Stadt glaubt;
denn die Breite des Nilthals reichte nicht hin sie zu fassen, ihre Ruinen
finden sich noch auf den zwei benachbarten Bergketten, und ihre Gräber
erfüllen weithin die Wüste. Ein großer Tempel (oder vielmehr Palast)
ist % Stunden von dem Fellahdorfe Medinetabu entfernt, wo der
westliche Tempel liegt. Das Fellahdorf Karnak ist auf der Stätte eines
Tempels erbaut, der eine halbe Stunde im Umfange einnahm. Es stehen
noch 100 Säulen der ehemaligen Halle, von denen die schwächsten
7v2 Fuß, die größten 12 Fuß im Durchmesser halten. Der äußere
Verschluß des Tempels, der Vorhof, umgibt Hügel und Teiche. Der