1857 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
44 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie.
er als Fremdling Aufnahme fand und durch Reichthum, Gastlichkeit, so
wie durch kriegerische Entschlossenheit bei Fürsten und Stämmen zu hohem
Ansehen gelangte. Dies Land zeigte ihm der Herr als die künftige Hei-
math des Volkes, das von ihm abstammen und von dem aus der Segen
Gottes über alle Völker der Erde ausgehen sollte. Diesen Glauben
übergab Abraham (st- 1817 v. Ehr.) seinem Sohne als ein heiliges
Vermächtniß und dieser den Enkeln und Urenkeln; so bewahrten die
Erzväter die Verheißungen Gottes für das gesunkene Menschengeschlecht
und wurden geistiger Weise die Stammväter eines neuen Menschenge-
schlechtes. Der Urenkel Abrahams (d. h. Vater der Völker), Joseph, wurde
durch wunderbares Schicksal der erste Mann nach dem Pharao im Lande
Aegypten und er berief seinen greisen Vater Jakob und seine Brüder zu
sich und räumte ihnen die Triften Gosens, zwischen dem Nil und der
arabischen Wüste Etham, ein. In Aegypten wuchs die Familie des
Jakob während 215 Jahren zu einem Volke heran, das von dem Hasse
und der Furcht der Aegypter viel zu dulden hatte. Dadurch wurde es
seiner ägyptischen Heimath (Aegypten hat noch jedes Volk durch seine
Natur, seinen „süßen" Nil und die Fruchtbarkeit des Bodens wie durch
einen Zauber gefesselt) entfremdet und für den Ruf des Moses empfäng-
lich, der es auf Gottes Befehl nach Kanaan, seiner hohen Bestimmung
entgegen führen sollte. Wie Gott Männer, welche Er zu großen Dingen
erwählt hat, wunderbar aus Gefahren errettet und den Lauf der Ereig-
nisse zu ihren Gunsten lenkt, so leitete Er auch das auserwählte Volk
durch Meer und Wüste, denn es war Sein Rathschluß, daß durch Israel
die Völker der Erde sollten gerettet werden. Am Berge Sinai, der sich
in seinen Granitfelsen zu 8000 Fuß aus der Wüste erhebt und bis
nach Aegyptens Gränze schaut, gab Er Israel die Zehn Gebote; die Erde
erbebte und die Decke des Himmels flammte in Blitzen, als der Allmäch-
tige sprach, das Bollwerk des Glaubens errichtend, das wie ein himmel-
anstrebendes Gebirge über alle menschlichen Einrichtungen und Satzungen
emporragt und den im Treiben des alltäglichen Lebens, in den dunstigen
Schichten der Erwerb- und Genußsucht befangenen Sinn zum Himmel
emporrichtet. Aber Israel hing doch an Aegypten; die wasserarmen
Wüsten und Steppen erregten seine Sehnsucht nach dem Nillande, Ent-
behrung und Mangel nach den verlassenen Fleischtöpfen; das verdorbene
Volk wurde durch Gottes sichtbares Walten ebenso wenig gründlich
bekehrt, als es sich durch die Strafen, welche die Frechsten hinwegrafften,
zu unwandelbarem Gehorsam und Glauben bewegen ließ. Darum mußte
alles Volk, das noch Aegypten gesehen hatte, bis auf zwei Männer in der
Wüste sterben und durfte die Schwelle des ihm bestimmten Landes nicht
überschreiten. Auch Moses (1457) starb, nachdem er von dem Berge
Nebo in das Land der Verheißung und Erfüllung geschaut.