1857 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Kyrus stiftet das Reich der Perser.
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Zweites Buch.
Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien.
Erstes Aapitcl.
Kyrus stiftet das Reich der Perser (558 v. Ehr.).
Seit Arbakes von Assyrien abgefallen und sein Sohn Dejokes zu
Ekbatana (um 710 v. Chr.) seinen Herrschersitz errichtet hatte, war
Medien ein eigenes Reich und nahm an den Kämpfen des innern Asiens
lebhaften Antheil. Um 656 unterwarf Phraortes das Perserland, das
an Größe ungefähr dem heutigen Ungarn gleich und von sehr verschiedener
Beschaffenheit ist, zum Theil gebirgig mit fruchtbaren Thälern und Ebenen,
abwechselnd mit Steppen und Wüsten. Das Perservolk war in zehn
Stämme getheilt, von denen die einen (vier) Viehzucht treibende Nomaden,
andere (drei) Ackerbauer, die (drei) übrigen die Kriegerstämme waren.
Letztere galten als die edelsten; unter ihnen behauptete der Stamm der
Pasargaden den ersten Rang, und bei den Pasargaden selbst war
das Geschlecht der Achämeniden das vornehmste, eine Rangordnung, die
sich bei den Afghanen heut zu Tage beinahe ganz genau wiederholt.
Aus dem Geschlechte des Achämenes wurden die Fürsten genommen;
denn auch unter der medischen Herrschaft behielt Persis seine Landes-
fürsten, die aber zu Tribut und Heeresfolge verpflichtet waren. An einen
derselben, Kambyses, hatte der medische Sultan Astyages, des Kyarares
unkriegerischer Nachfolger, seine Tochter Mandane verheirathet, welche
den Kyrus gebar. Aber dem Astyages, erzählt die persische Sage,
verkündeten die Wahrsager, daß der Sohn seiner Tochter ganz Asien
beherrschen würde. In der Angst um seinen Thron befahl er seinem
ersten Diener Harpagus das Kind zu tödten; doch diesen erbarmte
der schöne Knabe und er setzte ihn in die Wildniß aus, wo ihn ein
Hirte fand und in seiner Hütte erzog. Zum Manne herangereift erfuhr
Kyrus seine hohe Geburt sowie des Astyages blutige Absicht und faßte
den Entschluß sich und sein Volk an den Medern zu rächen. Er rief
die Männer seines edeln Stammes zusammen und stellte ihnen die
Schmach der Knechtschaft vor; tapfere Männer wie sie seien zur Herr-
schaft berufen, und sie solle ihnen zu Theil werden, wenn sie ihm folgten.
Solcher Rede riefen die Krieger Beifall zu und erwählten den Kyrus