1857 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
72 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien.
letzte Ausbildung durch Zoroafter, dessen Zeitalter noch nicht ermittelt ist.
Das Neligionsbuch heißt Zend-Avesta. Laut ihm war im Anbeginne ein
ruhendes Urwesen (Zeruane Akarene, die unerschaffene Zeit), aus wel-
chem zwei Gottheiten hervorgingen, eine gute, Ormuzd, das reine Licht,
und eine böse, Ahriman, die Finsterniß. Ormuzd schuf die Welt, sowohl
die der Geister als die der Naturkörper, und wollte nur das Gute, doch
Ahriman schuf jedem Geschöpfe des Ormuzd gegenüber ein böses, das wie
er selbst nur Böses wirkt. So stehet dem Chore der Lichtwesen des Or-
muzd, den höheren Geistern in verschiedenen Abstufungen, eine Schaar
böser Geister gegenüber, dem nützlichen Thiere das Raub- und Giftthier,
der nährenden Pflanze das Grflkraut. Ormuzd schuf auch den Menschen,
damit er für das Gute auf Erden wirke und gegen Ahriman und dessen
Geister streite; allein viele Menschen begeben sich in den Dienst Ahrimans
und zerstören oder verhindern die Werke der Ormuzddiener. Ein solcher
muß die nützliche Pflanze und das nützliche Thier schützen und pflegen,
das Unkraut, die Giftpflanze, Gift- und Raubthiere ausrotten und noch
mehr gegen die Menschen in Ahrimans Dienste streiten. Ormuzd selbst
erscheint nicht auf der Erde, sondern sein Stellvertreter ist die Sonne
(Mithras), welche deßwegen besonders verehrt wird; sie vertreibt ja
die Finsterniß und ist die Quelle alles Gedeihens. Ein Abbild der Sonne
aber ist der König, daher gebührt diesem gränzenlose Ehrerbietung, wie
es andererseits seine Pflicht ist, das Gute zu fördern, das Böse zu ver-
hindern und zu vertilgen. Darum muß er auch dem Götterdienste ent-
gegentreten, wo derselbe offenbar dem Ahriman und dessen Dienern gilt,
und daher erklärt es sich, weßhalb Kambyses in Aegypten und später
Serres in Athen die Tempel zerstörten. Mit dem Reiche des Königs,
Ormuzds erstem Diener auf Erden, dehnt sich ebenso das Reich des
Ormuzd aus, daher die Eroberungszüge, besonders gegen die rohen
Skythen, für die Könige zu einer religiösen Pflicht gemacht werden
konnten. Der König hatte beständig einen Rath von Magiern um sich,
welche ihn an die Gesetze des Avesta erinnern, für ihn opfern und beten
sollten; dieser priesterliche Rath (er erinnert an die Braminen, die
Priester in Meroö und Aegypten) scheint jedoch bei den Perserkönigen
geringen Einfluß gehabt zu haben. Der Kampf des Guten und Bösen
dauert nicht immer fort; es kommt die Zeit, wo Ahriman und die bösen
Geister, überwunden und geläutert, sich zu dem Dienste des Guten be-
kehren. Am Ende aber geht die ganze Welt in Trümmer, Götter,
Geister und Menschen hören auf, nur das Urwesen bleibt ewig und schafft
eine neue Welt.
Unstreitig steht die Lichtreligion viel höher als die meisten andern
heidnischen; denn sie spornte den Menschen zum Kampfe gegen das Böse
in der Natur und gegen die verderblichen Leidenschaften in seinem