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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 85

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Allmäliges Aufhören der Königswürde. 85 z. B. Erhaltung oder Wiederherstellung des Friedens, oder durch Ge- schenke an einen verehrten Gast, zu großem Aufwande genöthigt wurde. Mit dem väterlichen Gute, seinen Heerden und Sklaven erbte auch die Königswürde regelmäßig auf den ältesten Sohn. Starb aber ein königliches Geschlecht aus, wie dies zuweilen geschah, dann räumten die Edlen selten einem aus ihrer Mitte die Königswürde ein, sondern sie regierten die Gemeinde nach hergebrachter Weise fort; so wurde die Monarchie in eine Aristokratie umgewandelt, ohne daß in dem Zustande der Gemeinde, ihren Gesetzen und Rechten irgend eine erhebliche Ver- änderung erfolgte. Vielmal kamen in einem königlichen Hause Frevel vor, indem sich die Glieder desselben mordeten oder verjagten, und dann mochte es wohl geschehen, daß das ganze Königsgeschlecht ent- weichen mußte, weil das Volk glaubte, durch die Gräuel in dem könig- lichen Hause komme die Rache der Götter über dasselbe und mit dieser Verderben über das ganze Volk, wenn es die Frevler nicht entferne. Sehr allmälig erhielten solche Republiken scharf gezeichnete Verfassungen, denn der Grieche hielt an den väterlichen Einrichtungen und änderte sie nicht willkürlich. Am wenigsten die Dorer; bei diesen erhielt sich die Aristokratie durchschnittlich in ihren Städten, weil sie in der Weise be- gründet war, in der sie das eroberte Land besetzten und vertheilten, wie wir bei Sparta sehen werden. Die Dorer waren auch nach ihrem ererbten Charakter härter und ernster als die Ioner und dem Handel und dem Verkehre abgeneigt, welcher durch seinen Gewinn oft dem geringsten Bürger ein Vermögen schafft, das den ererbten Grundbesitz der Edlen überragt und die Ansprüche des Reichgewordenen gegen die Rechte des Reichgebornen in Widerspruch bringt. Die lebhafteren, dem Handel und Lebensgenüsse ergebenen Ioner errichteten meistens Demokratieen d. h. eine Staatsform, in welcher alle Bürger gleiche Rechte haben, und das Mehr der Stimmen bei Wahl, Gesetzgebung und anderen Staats- geschäften entscheidet. Das Musterbild der jonischen Staatsentwicklung wurde durch Athen aufgestellt. Doch wurde bei Dorern und Ionern der Königsname nie verabscheut, im Gegentheile verehrten sie ihre alten Heldenkönige wie Schutzgeister und errichteten ihnen Tempel und Altäre; von dem neurepublikanischen Hasse gegen das Königthum und der Schwär- merei für die Republik wußte man in den alten Republiken der Griechen nichts. Wenn aber ein Bürger durch List und Gewalt, ja selbst durch den Willen der Mehrzahl Gebieter einer Freistadt wurde, so nannten sie ihn „Tyrann", welches Wort erst später, da mehrere derselben durch Habgier und Grausamkeit berüchtigt wurden, seine gehässige Bedeutung „Wütherich" erhalten hat. Der alte Tyrann hat seinen Namen im Gegensätze zu dem Erbkönige; viele Tyrannen waren Wohlthäter ihrer Städte, vom Volke selbst gegen die Aristokratie erhoben oder zur Her-
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