1857 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Perser und Griechen. Europas Sieg über Asten.
Nöthigen ausgerüstet und ihnen angesehene Männer als Führer mit-
gegeben ; sie segelten, dem Schutze der Götter empfohlen, ab und bauten
oft nach längerer Irrfahrt sich eine eigene Stadt, die mit der Mutter
in freundschaftlichem Verhältnisse blieb und dieselbe oft an Macht und
Größe überwuchs. So entstanden Kolonieen am Pontus Eurinus
(schwarzen Meere), auf asiatischer Küste: Kyzikus, Trapezus (heute als
Trebisonde Hauptplatz für den Handel mit Erzerum und Persien), Si-
nope, Kerasus, Kotyora; auf europäischer: Tomi, Odeffos (Warna),
Olbia am Borysthenes. An der Meerenge, durch welche der Pontus
Eurinus in die Propontis (Marmora-Meer) strömt, am thrakischen
Bosporus, erhoben sich das herrlich gelegene Byzanz (Konstantmopel)
und Chalkedon; am Hellespont Sestos, Abydos und Lampsakos; an der
thrakischen und makedonischen Küste Amphipolis, Olynth, Potidäa, Ma-
ronen, Torone, Stagira, Abdera und viele andere.
Die Griechen kreuzten auch, nachdem sie die Phönicier, Karer und
Kilikier aus dem ägeischen Meere vertrieben hatten, den Seeweg dieser
Nationen nach Aegypten und Afrika. Sie gründeten auf Kypern Sala-
mis, konnten sich jedoch nicht der ganzen Insel bemächtigen; in Aegypten
räumte ihnen Amasis Naukratis ein, und von Thera erhielt Kyrene
seinen Ursprung, welches durch seinen Handel mit den Erzeugnissen Afrikas
so mächtig wurde, daß es den ägyptischen Königen und später den Kar-
thagern Trotz bot; Kyrenes Tochterstadt war Barka. So waren die
Griechen Meister geworden im Pontus, im ägeischen Meere, im östlichen
Becken des Mittelmeeres, im adriatischen Meere; sie schritten aber auch
gegen das westliche Mittelmeer mit großem Erfolge vor. Sicilien wurde
durch die Städte Syrakus (welches Athens Rolle im Westen nachahmen
wollte, daran aber durch die Karthager und mehr noch durch innere Un-
ruhen gehindert wurde), Agrigent, Gela, Himera, Katana, Leontini, Se-
gesta, Selinus, Messene, Panormos u. s. w. eine griechische Insel; die
ursprünglichen Einwohner versuchten es vergeblich, ihren Besitz zu be-
haupten und wurden unterworfen oder vermischten sich mit den Griechen.
In Unteritalien blühten vorzüglich Tarent, Kroton, Sybaris, Neapolis,
Posidonia (Pästum), Rhegium u. a. Diese italischen Städte fanden
jedoch an den wilden Lukanern, einem sabellischen Volksstamme, einen
Gegner, der alles weitere Vordringen unmöglich machte; vom Norden
her stellten sich die Etrusker entgegen, ein kunstreiches Volk, das be-
deutenden Seehandel trieb und gute Kriegsschiffe baute. Auch die Kar-
thager widersetzten sich dem Vordringen der Griechen in das westliche
Becken des Mittelmeeres, konnten aber die Gründung von Massilia
durch die jonischen Phokäer nicht verhindern, ja mußten selbst Nieder-
lassungen an der hispanischen Küste zugeben, von denen Sagunt (griech.
Zakynthos, von seiner Mutterstadt) am berühmtesten wurde; wie verhaßt