1857 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
132 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien.
Familien, hatten die ganze Staatsgewalt in Händen; ihnen waren die
kleineren Besitzer so verschuldet, daß sie einen bedeutenden Theil des
Ertrags von deren Gütern (sie klagten, fast allen Ertrag) als Zins
empfingen; ganz Attika glich also einem großen Landgute, welches
von Pächtern und Sklaven für die Eupatriden bearbeitet wurde. Die
kleinen verschuldeten attischen Bauernbürger hätten sich wahrscheinlich
aus ihrem bisherigen Zustande nie aufgerafft, wenn die Küstenbewohner,
die unruhigen Seeleute, nicht gewesen wären; diese fachten die Un-
zufriedenheit zu wilden Ausbrüchen an, so daß zuletzt die Eupatriden
gerne einwilligten, die Solonische Verfassung als eine Art Vergleich
hinzunehmen. Die Aussöhnung dauerte jedoch nur kurze Zeit; die
Tyrannen aus dem Hause des Pisistratus drückten auf die Eupatriden
und zuletzt auf das gemeine Volk; nach ihrer Vertreibung begann der
Kampf zwischen Aristokratie und Demokratie mit erneuerter Erbitterung.
Aber trotzdem, daß Sparta die Aristokratie unterstützte, wurde Isagoras
Unternehmen, die dorischen Formen den Athenern aufzuzwingen, durch
die Volksmassen vereitelt und Klisthenes zerbrach durch seine Zehntheilung
der Phylen das gemeinsame Einwirken mehrerer aristokratischer Familien
auf die ärmeren Genossen der Phratria und zerstörte damit die ange-
erbte Gewöhnung des ärmeren Bürgers, auf die Worte seiner ange-
sehenen Stammgenossen zu hören, deren Väter und Vorväter mit den
seinigen, wenn auch öfters uneinig, doch immer wieder versöhnt zu-
sammengelebt, berathen, geopfert und gestritten hatten. In den Perser-
kriegen wurde die Kraft jedes einzelnen Bürgers so stark als möglich
angespannt; die Bürgergaben wurden zu dem Bau der Kriegsschiffe
verwandt, der Arme wie der Reiche leistete so viel er konnte. Sonst
wurde die Flotte besonders durch die armen Bürger bemannt, bei
Salamis aber fochten Arm und Reich hinter den hölzernen Mauern,
das Haus des Armen wie des Reichen war durch den Feind in Flam-
men aufgegangen; in das Feld bei Platää zogen Arm und Reich und
kehrten als Sieger zurück, alle hatten gleichviel gethan und gleichviel
gelitten, alle mit einander Athen gerettet und vor ganz Griechenland
verherrlicht, wie konnte man nach den Tagen von Salamis und Platää
noch einem athenischen Bürger gleiche Rechte verweigern? Deßwegen
wurde auf den Antrag des Aristides, eines Eupatriden, vor den Männern
der vierten Klaffe die Schranke friedlich hinweggeräumt, welche sie bis-
her von den Aemtern ausschloß, und ihnen volle Bürgerehre gegeben.
Nach dem Entscheidungskampfe gegen Xerreö verfolgte Athen mit dem
Aufgebot aller Kraft den großen Gedanken, alle griechischen Städte auf
den Znseln und an den Küsten des Perserreiches zu befreien, während die
Spartaner sich mit der Abwehr des Feindes begnügen und die asiatischen
Griechen in Europa ansiedeln wollten, wo sie ihnen Raum genug durch