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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 164

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
164 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien. hole und symbolischen Darstellungen zur Göttergeschichte. Die griechi- schen Denker erkannten es, daß die Religionen der Aegypter, Baby- lonier u. s. w. die Bilder waren, in welchen sich die Gedanken der Völker über die Entstehung der Welt und deren Erhaltung, über die Be- stimmung des Menschen und sein Verhältniß zu den höheren Mächten aussprachen. Diese Bilder erhielten ihre vollendete Fassung und Ordnung durch die Priester, welche bei den alten Völkern einen abgeschlossenen Stand ausmachten; deßwegen konnten diese Priesterschaften eine Ge- heimlehre sür sich haben, eine andere öffentliche aber verkünden, ohne daß beide einander widersprochen hätten; die öffentliche stellte eben den religiösen Begriff sinnlich dar in einer Mythe, einem Symbole, die Geheimlehre aber deutete das Bild. Dem Griechen zog keine Priester- schaft Schranken, ihm waren die Lehren derselben keine heiligen Ueber- lieferungen, sondern eine Reihe uralter Vorstellungen darüber, wie die Welt entstanden ist, besteht und vergeht; er nahm sich deßwegen die Freiheit, über diese Räthsel selbst nachzudenken und den Versuch ihrer Lösung ohne Rücksicht auf fremde und hellenische Religionssysteme anzustellen. Einige dieser Denker fanden ihre Ergebnisse im Einklänge mit den religiösen Mythen oder deuteten diese so, daß sie mit ihren Meinungen oder Lehren harmonierten, andere hingegen mußten die Re- ligion ganz bei Seite lassen, wenn sie nicht mit ihr in Widerspruch ge- rathen wollten. Die Wirkung aber blieb dieselbe: die griechische Phi- losophie ruinirte die griechische Volksreligion, den alten Glauben. Die älteste Philosophenschule war die jonische und ihr Begründer, Thaleö ans Milet, ein älterer Zeitgenosse des Solon; nach ihm ist das Wasser der Urstoff aller Dinge, die sich aus demselben durch Verdichtung oder Verdünnung gebildet haben und noch bilden. Sein Landsmann Anarimenes überwies dieselbe Rolle der Luft, Pherekydes dem Aether und der Erde, Heraklit dem Feuer. Anarimander und Demokrit (aus Abdera) nahmen einen leeren Raum an und in diesem einfache Urkörper, Atome, deren Bewegung und Vereinigung nach unwandelbaren Ge- setzen geschehe, und nach welchen auch wieder ihre Auflösung und Trennung erfolge. Nach solcher Lehre hat also nichts in der Welt Bestand, nichts einen andern Werth als einen augenblicklichen; sie mußte sehr gefährlich werden, wenn sie irgendwo Eingang fand, denn daß die Götter neben den Atomen keinen Platz haben, mußte jedem einigermaßen denkenden Kopfe bald klar werden. Anaragoras aus Klazomenä vervollkommnete diese Lehre, indem er die Atome mit be- stimmten Eigenschaften begabte, sie aber von einer höchsten Vernunft bewegen läßt, welche alles weiß und kann. Anaragoras hielt sich größtentheilö in Athen auf und war ein Freund des Perikles. Das Volk hörte aber, daß der Philosoph die Sonne eine feurige Masse
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