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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 170

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
170 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien. den. So konnten seine treuen Schüler noch einige Tage länger um ihn sein; einer derselben, der reiche Kriton, hatte den Kerkermeister bestochen, Sokra- tes konnte entfliehen, wollte aber nicht, und verwies es seinem Freunde, daß er ihn zum Ungehorsam gegen die Gesetze der Stadt verleiten wollte; er habe die Wohlthaten der Gesetze lange genossen, und wenn ihm nun Unrecht geschehe, so entspringe daraus kein Recht für ihn, die Gesetze zu brechen. Sokrates wünschte zu sterben; er wollte durch das Thor des Todes in den Tempel der Wahrheit eingehen; denn all sein Denken und Forschen hatte ihn nur zu dem Geständnisse gebracht: „Ich weiß, daß ich nichts weiß." An seinem Todestage sprach er mit seinen Schülern über die Unsterblichkeit der Seele und von seiner Hoffnung, im Jenseits ein schöneres und helleres Leben zu beginnen, von dem das jetzige nur ein Widerschein sei; er tröstete die Weinenden, und als mit dem Unter- gang der Sonne der Augenblick da war, wo ihm der Giftbecher gereicht wurde, trank er ihn mit unerschüttertem Gemüthe. Dann ging er einige Augenblicke auf und ab, wie ihm der Gefangenwärter gerathen hatte, bis er Müdigkeit in den Beinen fühlte, legte sich nieder, verhüllte sein An- gesicht und starb (399). — Bald bereuten die Athener ihre Ungerech- tigkeit und ihren Mißgriff, setzten dem Sokrates Ehrensäulen und be- straften seine Ankläger. Von den Schülern des Sokrates hat der edle Xenophon, jener An- führer beim Rückzüge der Zehntausend, die Worte und Lehren seines Meisters am treuesten wiedergegeben, in ihm lernen wir den eigentlichen Sokrates am besten kennen. Andere Schüler des Sokrates gingen eigene Wege; z. B. Aristipp aus Kprene, welcher einen verständigen Lebensgenuß für Weisheit erklärte, der Stifter der kprenäischen Schule, die später in Epikur ihre volle Ausbildung fand; Antisthenes, der Verachtung aller Vergnügen lehrte und denjenigen Menschen als den glücklichsten hinstellte, welcher am wenigsten bedürfe und dem die Tugend allein genüge. Seine Schüler hießen die Kyniker (von dem Platze Kynosarges, wo Antisthenes lehrte, so genannt), von denen Diogenes am berühmtesten wurde. Der ausgezeichnetste Schüler des Sokrates aber bleibt Platon, dessen Schule von der Akademie, wo er lehrte, die akademische hieß. Er lehrte die Abkunft des menschlichen Geistes von der Gottheit, daher sehnt sich derselbe nach der Gottheit zurück in die Welt der Zdeen. Diese sind unveränderlich und ewig, und alles Irdische hat nur insofern Wahrheit, als es Antheil an einer Idee hat. Die höchste Zdee ist die Gottheit selbst, die Ursache von allem, was da ist und wird. Diese kann der Mensch nicht erfassen, nur die Ideen der Wahrheit, Schönheit und Tugend, die Ausflüsse der höchsten Idee, gestatten dem Menschen Zu- gang, und nach ihnen soll er während seines ganzen Lebens streben, damit er nach dem Tode in die höhere Welt der Zdeen gelange, wo er
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