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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 195

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
195 Die neuen Reiche. Aegypten. innerhalb seiner Gränzen, die Angriffe der Seleukiden wurden kräftig zurückgewiesen, denn das ungeheuere Einkommen des Reiches erlaubte den Königen ein großes stehendes Heer und eine mächtige Flotte zu unter- halten; ihre Schatzkammer war reicher als die des persischen Königs je ge- wesen, denn Alerandrien war bereits Sitz des Welthandels geworden. Diese Stadt zählte über 300,000 freie Einwohner, mit den Sklaven weit über eine Million. Den Hauptstock der Bevölkerung bildeten Griechen, ein eigenes Stadtviertel bewohnten die Juden, welche zum Theil deportiert waren; diese beiden Nationen trieben den großen Handel, indem die eingebornen Aegypter sich vorzugsweise dem Anbau des Landes Hingaben, was ihren Neigungen mehr zusagte. Alerandrien wurde durch die Ptole- mäer zugleich ein Hauptsitz der Gelehrsamkeit. Diese Herrscher gründeten großartige Bibliotheken im Museum und Serapeum, stellten eine Menge von Gelehrten an und dotierten ihre Stiftungen sehr reichlich. Hier trafen sich nun die Schüler des Aristoteles, die hebräischen Rabbinen und die ägyptischen Priester, und kein Theil konnte den Einfluß des an- dern ganz von sich weisen. Wie die Juden hellenisiert wurden, ist be- kannt; die Bibel des alten Testamentes wurde griechisch übersetzt (die Septuaginta), die Juden studierten die griechische Philosophie und es fehlte nicht an Versuchen, Bibel und Philosophie in Einklang zu bringen; dagegen scheinen die griechischen Philosophen nicht viel Einsicht in die heiligen Bücher der Juden genommen zu haben, wenigstens zeigen sich kaum einige Spuren, daß griechische Schriftsteller von dem Inhalte der ältesten Urkunde des Menschengeschlechtes etwas wußten. Dies hinderte theils der hellenische Stolz, der seine Bildung für die höchste ansah, theils der von Alexander eingeführte Grundsatz, die Götter aller Na- tionen zu ehren und jeden Kult zu pflegen, womit alle Menschen und alle Götter zufrieden sein könnten; nur die Bibel, der Glaube an Einen Gott, paßte nicht in das alerandrinische Pantheon, und die Lehren der Bibel mußten die griechischen Philosophen zurückstoßen, welche entweder gar nichts glaubten oder der hergebrachten Vielgötterei, der Weltreligion, huldigten. Die Genialität der alten Griechen mangelte den Alexan- drinern, zumal die Verhältniffe und Bedürfnisse der Zeit ganz andere ge- worden waren; die Poesie war Hof- und Kunstpoesie, vorherrschend Sache der Unterhaltung, die Redekunst Rhetorik, die Geschichtsschrei- bung sammelte, ordnete und kritisierte. Der Grammatiker aber besorgte gute Abschriften der Klassiker und versah sie mit Scholien. Ausgezeichnetes dagegen leisteten die alerandrinische» Gelehrten in der Geographie, Ma- thematik und Astronomie; Eratosthenes maß bereits einen Meridiangrad, Hipparch galt als der größte Astronom des Alterthums und Euklid ver- faßte seinen bis auf unsere Zeit gebrauchten geometrischen Lehrgang. Eben so berühmt war die medizinische Schule in Alerandrien, wo Hippo- 13*
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