1857 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Die Provinzen.
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durch habsüchtige Statthalter oft unerträglich und gab vielfachen Anlaß
zu Klagen, welche selten etwas fruchteten. Nom oder der Staat zog die
porteria im ganzen Reiche an sich; diese begriffen alle möglichen Zölle,
Brücken-, Weg- und andere Gelder, welche gleichfalls an die Publikanen
verpachtet wurden. Die einträglichsten Zölle waren die von Alexandrien
und Syrakus; zu Verres Zeit betrug der Zoll 5% sonst 272% (die
quadragesima); auf Luxusartikeln ruhte eine höhere Abgabe. Aus allem
Grubengewerke, aus Bergwerken und Steinbrüchen wurde ein Zehntel des
Reinertrags erhoben. Die Finanzverwaltung in den Provinzen hatten
früher die Quäftores, Augustus führte für die kaiserlichen Provinzen
die procuratores ein; in kleineren Provinzen (z. B. Judäa) waren
solche Prokuratoren angestellt, welche nicht nur die Finanzverwaltung,
sondern auch die Gesammtverwaltung besorgen mußten.
Es ist schon angegeben worden, daß Augustus mit den neuen
Steuern das aerarium militare errichtete und erhielt; in das Staats-
ärar stoffen indessen durchaus nicht alle anderen Steuern, sondern die
aus den Provinzen des Cäsars gehörten zu dem fiscus Caesaris; zu
dessen Einnahmen kam später das aurum coronarium, eine Abgabe,
die aus dem Gebrauche entstand, daß die Provinzen dem Cäsar goldene
Kränze schenkten. Den Fiskus mehrten ferner Legate und Erbschaften,
Geschenke von Königen u. s. w.
Die Provinzen.
Obgleich die Staatsabgaben, wie man sieht, für die Provinzen keine
geringen waren, so blieben diese dennoch mit Augustus und seiner Regie-
rung sehr wohl zufrieden und priesen sich glücklich, daß die republikanische
Verwaltung ein Ende genommen; denn die Provinzen hatten von der Re-
publik nichts genossen; keines der Staatsämter, welche den römischen
nobiles Ruhm und Ansehen und jedenfalls Geld brachten, war ihnen
zugänglich, noch konnten sie wie das Volk jene Aemter verleihen, was
wenigstens ein stolzes Selbstgefühl gab und erlaubte oder auch unerlaubte
Spenden eintrug. Auch ein glücklicher Krieg schuf ihnen wenig Ehre und
Gewinn, obschon sie ihre Kohorten stellen mußten, denn von Ehre und
Gewinn behielten die Römer den besten Theil stets für sich. Als vollends
die Bürgerkriege ausbrachen, wurden die Provinzen furchtbar mitge-
nommen; das baare Geld verschlangen die Kontributionen, die brauch-
bare Mannschaft wurde zum Dienste gepreßt; erklärte doch Antonius,
als eine Seuche unter den Ruderknechten seiner Flotte wüthete, das
Holz der Schiffe und Ruder werde nicht krank, und für frische Ruder-
knechte könne man in Epirus und Griechenland schon sorgen. Abgaben
und Kriegsdienste hatte die Republik von den Provinzen gefordert; auch