1857 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Ausbreitung der römischen Kultur; Vernichtung der Nationalitäten. 317
die cäsarischen Römer. Durch ihre schonungslose Kriegsführung vertilg-
ten sie jedenfalls die kräftigste Mannschaft eines Volkes, vielmal gaben
ihre Feldherren selbst das wehrlose Volk, Weiber und Kinder, der Wuth
der Soldaten preis oder verkauften es wenigstens in die Sklaverei.
So wurde jede Nation geschwächt, oder ihr Land öde, alsdann aber
drängte sich römische oder italienische Bevölkerung maffenhaft und einzeln
in den freigewordenen Raum. Römische Besatzungen wurden in die
bedeutendsten Orte gelegt, deren Einwohner gerne oder ungerne sich der
römischen Weise anbequemen mußten; denn der Statthalter brachte ein
zahlreiches Gefolge mit, welches sich Platz und Geltung zu verschaffen wußte.
Römische Kolonieen ergänzten die Bevölkerung herabgekommener Orte oder
wurden an militärisch wichtigen Punkten angelegt, welche der Scharfblick
der Römer bald herausfand. Außerdem wanderten Italiener anderen
Schlages ein, solche, welche in dem neuen Lande ihr „Glück" zu machen
gedachten. Der Publikane pachtete Abgaben, Zölle und Zehnten und spe-
kulierte nebenher als Güterhändler; denn reiche Römer legten ihre Ka-
pitalien immer gerne auf Grundbesitz an und kauften sich Landgüter in
den Provinzen, wenn keine italienischen zu erstehen waren. Außerdem
strömten Kaufleute, Krämer, Handwerker, Garköche, Marketender, Schau-
spieler und Gaukler und dergleichen Volk in jede neue Provinz und
kamen schon in großer Menge dem ersten Heereszuge nach; denn zuerst
machten sie ihre Geschäfte mit den Soldaten (man denke besonders an die
Verwerthung der Kriegsbeute und der Gefangenen), und später mit den
Soldaten und den Einwohnern. Es gab keine so arme und rauhe Pro-
vinz, welche nicht etwas erzeugte, was zur Ausfuhr sich eignete, und
keine so unkultivirte Einwohnerschaft, die nicht Geschmack an den Pro-
dukten des italienischen Kunstfleißes gefunden und nicht bald die Unent-
behrlichkeit des einen oder andern „Artikels" erkannt hätte. Die Lager
und Militärstationen, die Städte und Kastelle wurden eben so viele Han-
delsplätze und Faktoreien (ganz in derselben Weise, wie wir cs bei dem
Vordringen der Russen und Engländer in Asien sehen), die Militärstraßen
Wege für den Verkehr und Handel. In dem Straßenbau bewiesen die
Römer ihre Meisterschaft so gut als bei der Auswahl und Anlage von
Städten und Festungen. Jede Provinz wurde mit einem Straßennetze
überspannt, durch welches alle Orte von Bedeutung in die möglichst nahe
Verbindung kamen. Die Straßen waren schnurgerade, aufgedämmt, in
der Regel gepflastert und mit Meilenzeigern versehen, welche die Ent-
fernung von der Hauptstadt angaben. Freilich war die Anlage einer
solchen Straße eine der schwersten Lasten, welche eine Provinz nur treffen
konnte, denn die Bewohner derselben mußten frohnweise arbeiten; was
kümmerte dies aber die Römer? und war die Straße einmal hergestellt,
so war ein Weg geschaffen, auf welchem sich der Verkehr der Römer und