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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 319

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das goldene Zeitalter der römischen Literatur. 319 Nation; wo aber eine religiöse Institution gefährlich schien, z. B. die Druiden in Gallien und Britannien, da griff die römische Politik ener- gisch ein. Eine merkwürdige Erscheinung ist es daneben, daß Griechen- land und der griechische Orient auch unter der römischen Herrschaft griechisch blieben. Dies erklärt sich indessen daraus, daß die Römer ihre Kraft mehr auf den kräftigen Westen richteten, weil ihnen das herabgekommene, sieche Griechenthum in Europa und Asien zu ungefähr- lich erschien, als daß sie alle jene Mittel in Bewegung hätten setzen wollen, welche sie für die völlige Unterwerfung der Länder des Westen als nothwendig erachteten. Sodann waren die Griechen den Römern an Bildung so überlegen, daß letztere schon zu den Zeiten der Republik bei den politisch ohnmächtigen Griechen in die Schule gingen, und der Reiz griechischer Kunst und Wissenschaft mußte um so mächtiger wirken, seitdem mit der Republik das rege politische Leben aufhörte, welches die be- gabten Römer bisher vollauf beschäftiget hatte. Das goldene Zeitalter der römischen Literatur. Unter allen Völkern des Alterthums sind Griechen und Römer ihrer Gesammtanlage nach die nächsten Verwandten, wie auch erwiesener- maßen der große pelasgische Volksstamm sich über Unter- und Mittel- italien ausbreitete. Wie ähnlich ist nicht in vielfacher Hinsicht die poli- tische Entwicklung dieser beiden klassischen Völker! Beider Geschichte beginnt mit dem heroischen Königthume, mit dem eine Aristokratie der Geschlechter die höchste Gewalt theilt; die Monarchie macht der Aristokratie Platz und diese der Demokratie, welche, indem sie alles gleich macht, der neuen Monarchie den Boden ebnet. Das griechische Leben verzehrt sich aber schneller als das römische, denn es ist viel reger; bei schnei- dender Schärfe des Verstandes ist der Grieche zu leidenschaftlich, für alle Reize des Lebens zu empfänglich, als daß er einen Plan mit solcher Ausdauer zu verfolgen vermöchte, wie der kältere Römer; dieser ist darum auch der bessere Politiker. Das unter Alexander dem Großen vereinigte Griechenland unterwarf Asien und durchdrang es mit seinem Wesen, aber wie sich das freie Griechenland zersplitterte, so zerfiel auch Alexanders Reich in Königreiche, die sich anfeindeten, und so mußte sich die griechische Welt der strengeinheitlichen römischen unterwerfen. Der griechische Genius hatte aber, während er auf dem Gebiete der Politik Wunderbares schuf, nach anderen Richtungen noch Größeres hervorgebracht; er hatte ein Reich der Wissenschaft und Kunst gegründet, und Griechenland blieb noch deren Heimath, selbst nachdem seine politische Kraft aufge- rieben war. Die Römer widerstanden auch der Einwirkung der griechi- schen Kunst und Wissenschaft nicht lange; schon im zweiten punischen
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