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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 320

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
320 Das Reich der Cäsaren. Kriege brachte Marcellus aus dem eroberten Syrakus eine Menge Kunst- werke nach Rom, und wenn der Zerstörer Korinths, Mummius, den Werth der Bilder aus Stein und Erz nicht besser zu tarircn wußte als ein marsischer oder umbrischer Soldat, so schickte er doch einen tüch- tigen Transport derselben nach Rom, wo es also Leute geben mußte, welche auf solche Sachen einen sehr hohen Werth legten. Es ist wirk- lich überraschend, wie schnell die gebildeten oder vornehmen Römer Kunst- freunde und Kunstkenner wurden; schon zur Zeit des Sulla gehörten Kunstwerke griechischer Meister zu den begehrtesten Schätzen, und Verres, der Erpresser in Sicilien, welchen Cicero anklagte, griff nach ihnen mit gleicher Gier wie nach den edeln Metallen. Durch die Statthalter in den griechischen Provinzen wurden vielleicht ebenso viele Meisterwerke den Eigenthümern weggeuommen oder abgezwungen, als durch Eroberung und Kauf nach Rom kamen. Denn eigentliche Künstler wurden die Römer nie; in den guten Zeiten der Republik nahm die Sorge für Staat und Stand Patricier und Plebejer in Krieg und Frieden, letztere auch die Anstrengung für ihr Hauswesen zu sehr in Anspruch, als daß sie mit der Kunst sich hätten befreunden können; zudem hatte keines der italienischen Völker, mit welchen die Römer zu thun bekamen, selbst die Tusker nicht ausgenommen, sich in jenen Richtungen so weit ent- wickelt, um den stahlharten politischen Geist der Römer dadurch zu mildern; sie lernten von den Tuskern wahrscheinlich in der Baukunst, welche durch ihren unmittelbaren Nutzen dem praktischen Römer'zusagte und die er großartig weiter bildete, ebenso in den Geschäften des Feld- baues, in welchen die Tusker Meister waren. Als durch die Schätze Asiens die römischen Patricier sich von der einfachen und strengen Lebens- weise ihrer Vorfahren abbringen ließen, so gewannen sie gleichzeitig Geschmack an der griechischen Kunst und eigneten sich deren Schätze an, wie sie die Neichthümer der Provinzen ausbeuteten. Vornehme Kunst- freunde und Kunstkenner gab es bald in Menge, aber der römische Adel erzeugte keine Künstler aus seiner Mitte (wie der Adel überhaupt nie; sein Element ist Krieg und Politik, und entzieht er sich diesen, so stirbt er ab), die römische Plebs wurde aber nur roher, begehrlicher und niederträchtiger; sie verachtete den Stand des Handwerkers, aus dem der Künstler erwächst, und suchte ihre Freude bei den Nennspielen, Thier- und Gladiatorenkämpfen u. s. w., für welche der Staat oder die Vornehmen sorgten. Das Meiste noch wirkte die griechische Kunst auf den Handwerkerstand in den Provinzen; die verschiedenen Geräthe, sowohl die zum Schmucke als die zu dem Bedarf und der Bequemlichkeit des Hauses gehörigen, wurden bei den Römern ebenso zweckmäßig als schön gearbeitet, wofür die Ausgrabungen in Pompeji das vollkommenste Zeugniß ablegen.
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