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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 322

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
322 Das Reich der Cäsaren. Sie überbot Ovidius Naso aus Sulmo im Pelignerlande; Augustus strafte den bereits bejahrten Dichter, als sich in der kaiserlichen Familie das von Ovid besungene und gelehrte Nebel zum allgemeinen Aerger- nisse kund gab, mit Verbannung nach Tomi am schwarzen Meere, in sarmatischer Nachbarschaft; von dorther jammerte der Dichter vergebens zum Cäsar um Gnade, er mußte dort sterben. Hingegen ehrte Augnstuö den Q. Horatius Flakkus (wie Virgil war dieser ein Schützling des Mäcenas und wurde selbst der Freund dieses großen Staatsmannes) von Venusta, dessen Vater der Sohn eines Freigelassenen gewesen. Dem Horatius gebührt unter den römischen Dichtern die Palme; in seinen Oden kehrt er freilich vielfach beutebeladen von seinem Ausfluge in die griechischen Blütenfelder zurück (dies hielten die Römer für kein Unrecht; wie sie Länder und Städte mit ihren Kunstschätzen eroberten, so eigneten sich ihre Dichter und Schriftsteller auch auf ihrem Gebiete die fremden Schätze an), daneben schwebt er aber oft auf den Schwingen seines eigenen Genius und ist namentlich, wenn sein Lied das alte Römerthum berührt, ein ächter Römer. Unübertrefflich und originell sind seine Epi- steln und Satiren, die uns tiefe Blicke in die gesellschaftlichen Zustände des damaligen Roms gewähren und jene Philosophie entwickeln, welche für einen gebildeten Römer die einzig mögliche war, wenn er nicht mit sich selbst zerfallen oder gegen die Gewalt des Cäsars ankämpfen und ver- nichtet sein wollte. Zn der Tragödie haben die Römer so viel als nichts geleistet; ihre Vorzeit war ihnen keine mythische, denn selbst Ro- mulus und Numa Pompilius waren ihnen scharf ausgeprägte politische Charaktere, große Staatsmänner, und der Römer erlaubte es dem Dichter noch weniger als der Grieche in das eigentliche Gebiet der Geschichte einzugreifen, den geschichtlichen Charakter der handelnden Personen, die Beweggründe ihrer Handlungen und diese selbst in einem andern Lichte erscheinen zu lassen, als geschichtlich beglaubigt war. Daher entzog sich das Drama der Geschichte und waltete nur auf dem Gebiete der Mythe, welches dem Römer zu beschränkt und unfruchtbar erschien. Dagegen war ihnen die Komödie eine Lieblingssache; ächt italienisch waren die atellanischen Schwänke, die Stadt- und Landvolk ergötzten; eben so ist der treffliche Plautus eine gesunde römische Natur, seine Komödien ent- halten eine Fülle von Witz und seine Charaktere bezeugen durch „das urkräftige Behagen", welches sie erregen, daß sie aus dem römischen Leben gegriffen sind. Attisch fein und größtentheils nach griechischem Muster schaffend ist Terentius Afer, der als panischer Sklave nach Rom kam und daselbst als Freigelassener und Freund des jüngern Scipio lebte; er arbeitete für den feineren Geschmack der griechisch gebildeten vornehmen Welt und gesiel dem großen Publikum nicht ganz. Ausgezeichnete Redner besaßen die Römer in Menge; wie konnte
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