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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 329

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Erfüllung der Zeit. 329 erlegt, daß sie alle Völker unterjocht und vernichtet hatten (gerade diese Unterjochung und Vernichtung galt als die schönste Vätertugend); davon aber, daß mit der Vernichtung des alten Nömerthums eine neue Zeit für die Menschheit beginne, besaßen sie auch keine Ahnung; Rom war ihnen ewig, Rom das Menschengeschlecht, Rom die Welt. So wenig aber als die Ehre und die Tugend der Väter unter dem Cäsarenthume Platz fanden, so wenig blieb den Nachkommen die Religion ihrer Väter, auch die römischen Götter mußten neuen Göttern weichen. Mit der Welt eroberten die Römer auch die Götter der Welt; wie sie von Veji die Juno nach Nom gebracht hatten, so holten sie aus Asien die Kybele, aus Aegypten den Serapis und die Isis, aus Griechenland den Diony- sos, aus dem Morgenlande den Mithras. Die vejentische Inno gehörte wenigstens in den Kreis der römischen Götter, die fremden Gottheiten dagegen blieben den römischen fremd und verlangten fremde Kulte; dadurch wurden die fremden „superstitiones“, gegen welche der alte Senat so manches scharfe Dekret geschleudert hatte, in Rom einheimisch und diese zersprengten vollends die römische Religion und die römische Sitte, wenn die Gewöhnung an die fremden Lüste von ihr noch etwas übrig gelassen hatte. In den Geheimdiensten der Isis, des Dionysos u. s. w. mochte der Aberglaube eine Zufluchtstätte finden, der gebildete Römer sah in diesen neuen Religionen aber nur eine Wiederholung des alten politischen Spieles, und zwar eine schlechte, denn die griechische Philosophie, seine Bekanntschaft mit den verschiedenen Religionen des Morgen- und Abend- landes nicht minder, bewiesen ihm zu klar, daß die Religionen der Völker nur Mythen seien, in welche Völker, Priester und Staatsmänner ihre Meinungen und Ahnungen von dem Dasein höherer Mächte, ihre Furcht und Hoffnung für Gegenwart und Zukunft gefaßt hatten, durch welche sie die Einrichtungen des Staates, der Familie, das gesammte Leben mit einer heiligen Schutzmauer gegen die Gewalt der wechselnden Leidenschaften hatten umgeben wollen. Die römische Religion war zer- brochen, was sollten die fremden Religionen dem Römerthume nützen, der pontisch-ägyptische Serapis, die ägyptische Isis, der persische Mi- thras, nachdem der kapitolinische Jupiter, die Stammväter Mars und Quirinus Roms Schicksal nicht gehindert hatten? Auch die Juden, die in allen römischen Landen und Ortschaften zerstreut lebten, machten eifrig Proselyten; der ächte Römer aber verachtete den schmutzigen, feindseligen Juden in der Fremde, und das Treiben der Pharisäer mit ihren un- endlichen Ceremonieen und ihrer Schaustellung wohlfeiler Frömmigkeit, der Sadducäer mit ihrer kalten Leerheit, das blutige Wüthen dieser Parteien gegeneinander, sobald sie nicht durch die Furcht vor einem Mächtigen zurückgeschreckt wurden, die Gräuel in dem Königshause des Herodes, waren dem Römer in der Regel so widerlich, "daß er es nicht
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