1857 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Nachblüte der römisch-griechischen Literatur. 361.
der zwölf ersten Cäsaren beschrieben, und da er durch Hadrians Gunst
die kaiserlichen Archive benutzen konnte, so theilt er manche Notiz mit,
geeignet, über den Charakter der Cäsaren und die Beweggründe ihrer
Handlungsweise Aufschluß zu geben. Wichtiger ist er uns jedoch durch die
Schilderung des Privatlebens der Cäsaren; wir sehen da, wie diese
Herren das Gefühl ihrer Allgewalt peinigt, die ihnen alles gegen die
Menschen erlaubt, aber die Schranken der eigenen menschlichen Natur
doch nicht wegzuräumen vermag. Der Sinnengenuß erschöpft sich in Eckel,
der Ehrgeiz erlischt in der Fluth der Schmeichelei, die alle Ehren häuft,
ohne eine That abzuwarten, die Achtung vor den Menschen in der Nie-
derträchtigkeit, mit der ihnen alles zu willen ist, und selbst der Stolz
bricht zusammen, wenn es ihnen plötzlich klar wird, daß sie die betro-
genen Werkzeuge ihrer Diener waren. Hat man den Suetonius bis
zur Thronbesteigung des Vespasian (der die Strenge des Feldlagers
auf Beamte und Volk anwandte), begleitet, so haftet ein Eindruck auf
unserm Gemüthe, welcher nur mit dem zu vergleichen ist, den der An-
blick und der Geruch einer Stadt in uns erregt, in welcher eine Seuche
an dem Leben der Bevölkerung zehrt. Dieses Gefühl wird durch Juve-
nal noch erhöht, welcher uns in seinen Satiren den sittlichen Zustand
des vornehmen und geringen Römervolks enthüllt. Seine Satire gei-
ßelt nicht wie die des Horatius die menschlichen Thorheiten und Schwächen
mit geistreichem Spotte, sondern sie zerreißt im Zorne die Hüllen, mit
welchen sich das Laster deckt und zeigt es in seiner nackten Häßlichkeit.
Trost weiß auch Juvenal keinen; wie Tacituö blickt er in die republika-
nische Vergangenheit zurück, wenn er seinen Schmerz ob seiner trau-
rigen Zeit kühlen will. Kaiser Hadrian verbannte ihn nach Aegypten;
er konnte an einem Dichter kein Wohlgefallen haben, der das Haus der
Cäsaren als eine überfließende Quelle der Laster bezeichnet und die dem
Kaiser so lieben Griechen als Betrüger, Gauner, Glücksritter und Wind-
beutel darstellt, die an Rom wie ein Schmarotzergewächs an einem
edeln Baume zehren. Zu diesen Dreien, denen die bessere Zeit des
Cäsarenreiches erlaubte, das ungeheure Verderben, welches die schlechteren
Herrscher angerichtet hatten, mit dem Griffel der Wahrheit zu zeichnen,
gehört in mancher Hinsicht auch der ältere Plinius, der Naturforscher,
der bei dem Ausbruche des Vesuvs umkam, als ihn seine Wißbegier zu
nahe führte. In seiner Naturgeschichte gab er den Römern seine Aus-
beute aus 2000 Schriften, einen Inbegriff von allem, was griechischer
Fleiß und Scharfsinn über Erde und Welt erforscht oder erdacht hatte.
Sein Werk ist keineswegs ausschließlich eine Naturgeschichte; die freie
Form, die er ihm gab, erlaubte ihm vieles andere in seinen Bereich zu
ziehen; so überliefert er die werthvollsten Notizen über Kunstwerke und
Kunstgeschichte, über Ackerbau und Baumzucht, Geräthe, Lebensweise