1857 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Das Reich der Cäsaren.
Konstantin gründet Konstantinopel.
In Nom befand sich wohl eine zahlreiche Christengemeinde und das
Haupt der Kirche, aber die vornehmen Geschlechter und die Masse des
Volkes hingen hartnäckig an dem Heidenthume. Noch standen die Tempel
des Jupiter Kapitolinus, des Mars, der Vesta, des Quirinus u. s. w.,
welchen noch immer Feste gefeiert und Opfer dargebracht wurden.
Wollte nun Konstantin, der erste christliche Monarch, gegen Senat und
Volk nicht zu schroff auftreten oder sich durch ein entgegengesetztes Ver-
fahren nicht den Anschein der Theilnahme an dem heidnischen Kulte zu-
ziehen, so konnte er seinen Herrschersttz nicht in Rom aufschlagen; zwar
hatte er sich noch nicht taufen lassen, allein die Heere fochten unter der
Kreuzesfahne (labarum) und der Kaiser bewies durch alle seine Ge-
setze und Einrichtungen, daß er ein Christ werden wolle. Rom war
überdies nicht mehr der Mittelpunkt des Reiches, Italien nicht mehr
das kräftige Land, welches in kürzester Zeit Heere zu stellen vermochte.
Konstantin wählte das alte Byzanz zur Residenz, das auf der Brücke Eu-
ropas und Asiens liegt und durch das Mittelmeer mit den meisten
Provinzen in unmittelbare, schnelle Verbindung zu bringen war, von
wo aus er gegen die Hauptfeinde des Reiches, die Gothen und Perser,
am nachdrücklichsten seine Vorkehrungen treffen konnte. Von 325—334
wurde die Residenz mit einem Aufwande von 15 Millionen Reichs-
thalern erbaut und auf Kosten Griechenlands und Italiens mit alten
Kunstschätzen verschönert. Er wollte sie Neurom nennen, sie erhielt
aber von ihm den Namen Konstantinopel, und wurde der Mittelpunkt
des Weltverkehrs; Konstantinopel ist die älteste christliche Stadt.
Neue Eintheilung des Reiches.
Der Kaiser theilte das Reich in vier Präfekturen, 13 Diöcesen und
117 Provinzen. Die erste Präfektur, die des Orients, zählte 5 Diöcesen
und 48 Provinzen; die zweite Präfektur, Jllyrikum, 2 Diöcesen und
12 Provinzen; die Präfektur Italien 3 Diöcesen und 29 Provinzen,
die Präfektur Gallien endlich 3 Diöcesen und 28 Provinzen. Die bei-
den Hauptstädte Rom und Konftantinopel gehörten zu keiner Präfektur,
sondern bekamen eigene Verwaltung unter Stadtpräfekten. Der höchste
Beamte einer Provinz war der Präfektus Prätorio, in der Diöcese der
Vikarius, in den Provinzen die Prokonsuln, Konsularen, Korrektores,
Präsides; alle aber hatten nur Civilgewalt. Der Oberfeldherr hieß
magister utriusque militiae (Befehlshaber beider Waffengattungen);
dann folgten der Magister peckitum und der Magister equitum, hierauf
kamen die vomîtes und ckuees. Das Heer selbst bestand zum größten
Theile aus angeworbenen Barbaren.