1857 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Konstantins Söhne.
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Der kaiserliche Hof hatte alle nur möglichen Beamtungen, die aus
der Vereinigung morgenländischer und abendländischer Form entstehen
konnten, auch blieben alle Gewohnheiten und Vorschriften des Despo-
tismus, wie derselbe sich durch die Vergötterung der Cäsaren ausgebildet
hatte, namentlich die Heiligung des Kaisers und alles desjenigen, was
ihm gehörte. Auch wurden die Beamtuugen des Reichs ungemein zahl-
reich und genau gegliedert, so daß Konstantins Monarchie das voll-
kommenste Muster eines Beamtenstaats war, wie vielleicht noch keiner
mehr entstanden ist. Die Titulaturen waren größtentheils die bis auf
unsere Zeit gebrauchten; es gab illustres, speotubiles, elurissimi,
xerteotissimi, e^re^ii u. s. w.
Daß ein ungeheurer Steuerdruck auf der Bevölkerung des Reiches
lastete, ist schon mehrmals gesagt worden; der Hof, die Armeen, die
Beamtungen kosteten ungeheure Summen, während die Hilfsquellen mehr
und mehr versiegten. Zu den alten Steuern kamen immer neue, und
die Negierung eignete sich endlich noch das Monopol der Seiden- und
Linnenmauufaktur an. Zum Behufe der Grundsteuer wurde alle fünf-
zehn Zahre das Vermögen des Bürgers abgeschätzt und für diese ganze
Periode festgesetzt (indictio); die Gewerbsteuer wurde alle vier Zahre
revidiert. Durch den Steuerdruck und die Einfälle der Barbaren ver-
armten Städte und Landvolk; letzteres wurde größtentheils zu unfreien
Kolonen, weil es sein Eigenthum verkaufen mußte, das es fortan als
Zinsbauer des Gutsherrn bearbeitete. Die Steuererhebung erfüllte
jedesmal das Reich mit Wehklagen. Zn den Städten mußten die De-
kurionen mit ihrem Vermögen für den Steuerbetrug haften, dafür wurden
ihnen aber auch die gesummten Gemeindeämter eingehändigt, so daß unter
der Despotie eine allgemeine Gemeindearistokratie aufkam. Zede bürger-
liche Freiheit verschwand; nur die Kirche, dem Despotismus gegenüber
die einzige selbständige Macht, behauptete auf ihrem Gebiete die ihrige.
Konstantin rüstete sich zu einem großen Feldzuge gegen die Perser,
als ihn den 22. Mai 337 der Tod in Rikomedien überraschte; er war
im 56sten Jahre seines Alters und hatte sich kurz vor seinem Ende noch
taufen lassen.
Konstantins Söhne (337—361).
Deren waren drei: Konstantin, Konstans und Konstantiuö, unter
welche der Vater das Reich getheilt hatte; der erste erhielt die Prä-
fektur Gallien, der andere die von Italien und Jllyrikum, Konstantius
den Orient. Bald geriethen die Brüder in Streit; Konstantin wollte
dem Konstans Italien entreißen und verlor in der Schlacht von Aqui-
leja das Leben (340). Zu gleicher Zeit fielen die Franken ein, welchen
Konstans Holland, Belgien und das nördliche Gallien überließ. Im